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Kulturpolitik: Neue Entwicklungen im Streit um verschleppte Altertümer

Der Konflikt um die Rückgabe illegal gehandelter antiker Kunstwerke zwischen der italienischen Regierung und dem J. Paul Getty Museum in Los Angeles spitzt sich weiter zu. Der italienische Kulturminister Francesco Rutelli teilte mit, dass er dem kalifornischen Museum ein neues Angebot unterbreitet hat. Worum es sich dabei handelt, ist nicht bekannt – eines ist jedoch sicher: Sollte bis Ende Juli keine Einigung erzielt werden können, tritt das „kulturelle Embargo“ in Kraft, mit dem Italien seit der aufkeimenden Diskussion um die Rückgabe der Antiken droht. Jegliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien wird dann von italienischer Seite abgelehnt.

Das Museum hatte angeboten, 26 Objekte zurückzugeben; die italienische Regierung fordert weitere 21. Unter anderem handelt es sich dabei um eine griechische Bronzestatue, die das Abbild eines siegreichen Athleten darstellt und um 300 v. Chr. datiert wird. Die Amerikaner behaupten, die Plastik sei 1964 in internationalen Gewässern gefunden worden, Italien bestreitet dies auch nicht, führt aber an, dass sie dann auf das italienische Festland geschafft wurde und von dort illegal ist Ausland gelangte.

Das Getty Museum hat sich bis jetzt nicht dazu geäußert. Eine Entscheidung wird wohl erst gegen Ende des Ultimatums zu erwarten sein.

Friedlicher geht es da im Nahen Osten zu. Der Bürgermeister Jerusalems Uri Lupolianski bittet die türkische Regierung, eine 2700 Jahre alte Inschriftentafel zurückzugeben. Die 1880 entdeckte so genannte Siloam-Inschrift befindet sich heute in Istanbul, wohin sie gelangte, da Jerusalem damals zum Osmanischen Reich gehörte.

Die türkische Seite signalisierte in diesem Fall zumindest Kooperationsbereitschaft: Zwar ist die Rückgabe der Eigentumsrechte ausgeschlossen, man könne sich aber eine Ausleihe oder die Anfertigung einer Replik vorstellen.

Die Tafel markiert einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Heiligen Stadt: Um 700 v. Chr. gruben die Einwohner im Auftrag des Königs Hezekiah einen Tunnel, um Wasser von der außerhalb der Stadtmauern gelegenen Siloam-Quelle in die Innenstadt zu führen. Damit konnte die Wasserversorgung auch während der Angriffe des Assyrischen Reiches gesichert werden. Sogar die Bibel berichtet über das Bauprojekt. Die Hebräische Inschrift gibt Auskunft über das Treffen der beiden Bautrupps, die von beiden Seiten angefangen hatten, den etwa 500 Meter langen Tunnel auszuschachten.

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