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Marine Biologie: Osedax nagten auch an Geflügelkost

<i>Osedax</i>-Spuren in Vogelknochen
Die gern als "Knochenfresser" bezeichneten Osedax-Würmer, die sich hauptsächlich von Walkadavern ernähren, waren – und sind womöglich noch immer – doch nicht so spezialisiert in ihren Ansprüchen wie bislang vermutet. Forscher um Steffen Kiel von der Universität Göttingen haben fossile Bohrlöcher in 30 Millionen Jahre alten Vogelknochen gefunden, die sie als Spuren von Osedax interpretieren [1].

Bisher fehlten Nachweise, dass die zu den Ringelwürmern zählenden Osedax etwas anderes als Säugerknochen fressen. Dazu passten Analysen, die den Ursprung der Würmer zeitgleich mit dem Aufkommen der Wale im Tertiär sehen. Andere Datierungsmethoden jedoch verlagern die ersten Osedax in die Kreidezeit – nur: Was hatten sie damals zu fressen außer Fischen und wasserlebenden Sauriern?

Flugunfähige, unter Wasser jagende Vögel, erklären Kiel und seine Kollegen angesichts ihres Fundes. Die Wissenschaftler hatten in Knochen solcher Skelettüberreste charakteristische Bohrlöcher und verzweigte Gangsysteme entdeckt, die in verschiedenen Eigenschaften mit denen heutiger Osedax-Spuren übereinstimmen.

Osedax-Spuren in Vogelknochen | Charakteristische Bohrlöcher und ein mittels Tomografie sichtbares Gangsystem darunter deuten Forscher um Steffen Kiel von der Universität Göttingen als Fraßspuren von Osedax. Diese Ringelwürmer scheinen heute auf Walknochen spezialisiert. Weitere Experimente sollen klären, ob die Tiere wirklich ein so enges Nahrungsspektrum haben.
Da die Knochen aus dem frühen Oligozän stammen, belegen sie nicht einen kreidezeitlichen Ursprung für Osedax – aber sie zeigen zumindest, dass die Würmer damals alternative Kost gefunden hätten: Solche Meeresvögel lebten bereits in der Kreidezeit. Sollten die Würmer also zunächst Saurier bevorzugt haben, hätte ihnen das Wassergeflügel zumindest die Fastenzeit bis zur Entstehung der Wale überbrückt.

Rekonstruktion des Gangsystems | Mit Röntgentomografie machten die Forscher die verzweigten Gänge hinter den Bohrlöchern sichtbar. In Weite, Dichte und einigem mehr ähneln sie stark jenen Spuren, die heute lebende Osedax hinterlassen.
Die kuriosen Würmer waren erst 2004 in der Monterey-Bucht in fast 3000 Meter Tiefe an Walkadavern entdeckt worden. Weitere Experimente zeigten, dass sie auch Rinderknochen verkosten. Und Kiel selbst konnte kürzlich nachweisen, dass sie sich auch im Oligozän schon von Walknochen ernährten [2]. (af)

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  • Quellen
[1] Naturwissenschaften 10.1007/s00114–010–0740–5, 2010
[2] Proc Natl Acad Sci USA 107; S. 8656–8659, 2010

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