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Leistungsdruck: Prüfungsangst stört schon beim Lernen

Wer unter Prüfungsangst leidet, schneidet in Tests und Klausuren oft schlechter ab. Das eigentliche Problem könnte aber bereits lange vor der Bewertungssituation beginnen, sagen Forscher.
Student lernt spätabends in der Bibliothek
Personen mit starker Prüfungsangst lernen wahrscheinlich weniger effektiv und strukturiert, was ihre Furcht vor der Testsituation wiederum verstärkt. (Symbolbild)

Der Puls rast, die Hände schwitzen, am liebsten möchte man aus dem Raum flüchten: Rund 15 bis 30 Prozent der Schulkinder und Studierenden leiden unter Prüfungsangst. Die Betroffenen schneiden tatsächlich in Klausuren und mündlichen Prüfungen oft etwas schlechter ab als andere. Doch warum eigentlich? Nach einer weit verbreiteten Annahme hindern die starke Aufregung und das Gedankenrasen die Prüflinge daran, ihr eigentlich vorhandenes Wissen abzurufen. Einer neuen Studie zufolge könnte das Problem aber schon viel früher beginnen.

Eine Arbeitsgruppe des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt (Main) untersuchte 309 Medizinstudenten und -studentinnen, die sich mit Hilfe einer digitalen Lernplattform auf das zweite Staatsexamen vorbereiteten. Über einen Zeitraum von 100 Tagen vor der Prüfung testeten die Teilnehmer immer wieder ihr Wissen durch das Beantworten von Fragen auf der Plattform. Sechs Wochen vor dem Examen begannen sie zudem, wiederholt Fragebogen für die Wissenschaftler auszufüllen und auch ganze Testklausuren online zu schreiben.

Es zeigte sich, dass Versuchspersonen mit größerer Prüfungsangst wie erwartet im finalen Examen schlechtere Noten erzielten. Allerdings waren sie bereits zuvor in den Kontrollfragen und den Testklausuren – in denen es nur darum ging, den Lernfortschritt zu kontrollieren – weniger erfolgreich als ihre zuversichtlicheren Kommilitonen. Zwischen den Testexamen und der realen Prüfung fanden sich keine Unterschiede. Dass der Stress in der akuten Prüfungssituation die Betroffenen daran hindert, von ihrem Wissen Gebrauch zu machen, reicht demnach als alleinige Erklärung für das schlechtere Ergebnis nicht aus, schreibt das Team um die Psychologin Maria Theobald. Vielmehr deute das Ergebnis darauf hin, dass Sorgen um den Ausgang der Prüfung schon in der Vorbereitung die Leistung negativ beeinflussen. Studierende mit größerer Prüfungsangst zeigten bereits in der Lernphase einen geringeren Wissenszuwachs.

Schon früher gab es Hinweise darauf, dass Personen mit starker Prüfungsangst weniger effektiv und strukturiert lernen, was ihre Furcht vor der Testsituation wiederum verstärkt. Auch in der aktuellen Studie hatten Studierende, die schlecht bei einer Probeklausur abschnitten, am nächsten Tag eine stärker ausgeprägte Prüfungsangst.

Für die Therapie bedeute das, so früh wie möglich in der Lernphase anzusetzen, so die Forscher. Die Betroffenen müssten nicht nur auf die Prüfungssituation selbst vorbereitet werden und sich Techniken zur Angstreduktion aneignen. Zusätzlich sollte man ihnen allgemeine Strategien für ein erfolgreiches und effizientes Lernen vermitteln, von denen sie besonders stark profitieren könnten.

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