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Tierische Gourmets: Schimpansen knacken Schildkröten

Die Menschenaffen fressen auch gerne Fleisch, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Dass sie dazu sogar Schildkröten knacken, ist dagegen eine neue Beobachtung.
Schimpanse schmaust Schildkröte

Schildkröten sind keine einfache Beute: Bei Gefahr ziehen sie sich in ihren Panzer zurück und sind dann fast nicht zu knacken. Doch Schimpansen im Regenwald von Gabun haben diese Schwierigkeiten überwunden und delektieren sich auch an Schildkrötenfleisch, wie Simone Pika von der Universität Osnabrück und ihr Team in »Scientific Reports« darlegen. Es ist der erste bekannte Nachweis, dass die Primaten auch Reptilien verzehren; zuvor hatte man sie beispielsweise bei der Jagd auf kleine Antilopen oder Affen beobachtet. Um an das begehrte Fleisch zu kommen, nutzen die Tiere eine Technik, mit der sie sonst Früchte oder Nüsse mit harten Schalen knacken.

Insgesamt 38-mal konnten die Forscher diesen Vorgang bei zehn verschiedenen Individuen zwischen 2016 und 2018 beobachten – ausschließlich in der Trockenzeit. Die Schildkröten wurden nach dem Fangen teilweise mehrere Dutzend Meter weit transportiert, bis die Affen ein geeignetes Holzstück gefunden hatten, mit dem sie den Panzer aufbrachen. Dazu bedarf es allerdings einer gewissen Stärke und Technik. »Jungtiere und Weibchen waren manchmal nicht in der Lage, den Panzer zu öffnen. Sie reichten dann normalerweise das Reptil an stärkere Männchen weiter, die den Panzer knackten. Anschließend teilten sie aber das Fleisch mit allen anderen anwesenden Gruppenmitgliedern«, so Pika.

Die Biologen beobachteten allerdings auch eine bemerkenswerte Ausnahme: Ein einzelnes Schimpansenmännchen zertrümmerte das Reptil, fraß jedoch nur einen Teil des Fleisches. Anschließend klemmte er den Kadaver in eine Astgabel – und verspeiste den Rest am nächsten Morgen zum Frühstück. »Das deutet darauf hin, dass Schimpansen für die Zukunft planen – etwa die Vorratshaltung gegen Hunger«, sagte Pika in einer Mitteilung. Das habe man bislang nicht bei ihnen vermutet und zeige, dass man auch nach Jahrzehnten der Forschung an Schimpansen noch nicht ihre gesamte Intelligenz und Flexibilität erfasse.

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