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Schlaf: Schnarchen kann Kinder unaufmerksam und aggressiv machen

Kinder, die regelmäßig schnarchen, zeigen oft Verhaltensstörungen. Ein möglicher Grund: Der gestörte Schlaf führt dazu, dass sich bestimmte Gehirnregionen verändern.
Schulkinder zwischen 6 und 13 Jahren sollten 9 bis 11 Stunden schlafen.

Eltern berichten häufig von Verhaltensproblemen bei Kindern, die schnarchen. Dem Nachwuchs fällt es demnach schwer, sich zu konzentrieren, ist hyperaktiv und scheint in der Schule nicht gut lernen zu können. Eine mögliche Ursache sind strukturelle Veränderungen im Gehirn, die Forscherinnen und Forscher bei kleinen Schnarchern gefunden haben, wie ein Team im Magazin »Nature Communications« berichtet.

Wer ungestört schläft, kann sich nachts optimal erholen. Der gesunde Schläfer durchläuft dabei regelmäßig vier bis sechs Schlafzyklen innerhalb von – je nach Alter – 7 bis 13 Stunden. Doch wenn die oberen Atemwege blockiert sind, fällt das Atmen schwerer. Eine mögliche Folge ist Atemnot mit oder ohne Atempausen, auch obstruktive schlafbezogene Atmungsstörung genannt (obstructive sleep-disordered breathing, kurz oSDB). Diese wiederum stört nicht nur die Schlafzyklen und lässt manche aus dem Schlaf schrecken. Sie kann auch dazu führen, dass das Gehirn weniger Sauerstoff bekommt als üblich, was den Aufbau des Denkorgans nach und nach verändert.

Wie genau, hat das Team der University of Maryland School of Medicine in der aktuellen Studie untersucht. Die Forscherinnen und Forscher analysierten Bilder aus dem Magnetresonanztomografen (MRT) von 10 140 Kindern im Alter von neun und zehn Jahren, die an der Adolescent-Brain-Cognitive-Development-Studie teilgenommen haben, der größten Langzeitstudie zur Gehirnentwicklung und Gesundheit von Kindern in den USA.

Zweimal Schnarchen pro Woche gilt als ein Warnsignal

Ein Ergebnis: Kinder, die nach Angaben ihrer Eltern regelmäßig schnarchten – das heißt dreimal oder häufiger pro Woche –, wiesen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine dünnere graue Substanz in mehreren Regionen des Frontallappens ihres Gehirns auf als andere.

Diese Bereiche des Gehirns jedoch sind bekanntermaßen für höhere Denkfähigkeiten und Impulskontrolle verantwortlich. Die veränderte Form führe zu mangelnder Konzentration, Lernstörungen und impulsivem Verhalten, lautet die Schlussfolgerung.

Die Veränderungen würden jenen ähneln, welche bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung zu sehen sind, sagt die Medizinerin Amal Isaiah, Hauptautorin der Studie, in einer begleitenden Pressemitteilung. »Die Kinder haben einen Verlust der kognitiven Kontrolle, der auch mit störendem Verhalten verbunden ist.« Wessen Kind mehr als zweimal pro Woche schnarche, solle einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, rät Isaiah. Die Forscher planen eine Folgestudie, um festzustellen, ob sich bei Kindern, die weiterschnarchten, die MRT-Befunde weiter verschlechterten.

Ein Eingriff kann das Schnarchen beseitigen

Eine Vergrößerung der Gaumen- und Rachenmandeln gilt bei Kindern als häufigste Ursache für oSDB. Das hatten vorherige Untersuchungen bereits gezeigt. Das Problem lässt sich beheben, indem Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe eines chirurgischen Eingriffs die Gaumenmandeln entfernen, also eine Tonsillektomie durchführen. In einigen Fällen ist es zudem nötig, die Rachenmandeln zu beseitigen. Dieser Eingriff heißt auch Adenoidektomie.

Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, variiert über die gesamte Lebensspanne und von Person zu Person. Dennoch gibt es Richtlinien für gesunde Personen und solche, die nicht an einer Schlafstörung leiden. Die Empfehlung basiert auf einer Auswertung der National Sleep Foundation aus dem Jahr 2015.

Aktuell sind für Vorschulkinder bis zum fünften Lebensjahr übrigens 10 bis 13 Stunden Schlaf empfohlen, für Schulkinder zwischen 6 und 13 Jahren immerhin noch neun bis elf Stunden. Teenager zwischen 14 und 17 Jahren sollten sich demnach regelmäßig acht bis zehn Stunden Nachtruhe gönnen, junge Erwachsene und Erwachsene wiederum kommen durchschnittlich mit sieben bis neun Stunden Schlaf aus und ältere Menschen ab 65 Jahren mit nur sieben bis acht Stunden.

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