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Bedeckung: Asteroid Vesta bedeckt hellen Stern

In der Nacht des 11. Februar 2020 knipst Kleinplanet Vesta für eine halbe Minute einen hellen Stern aus. Wer die vollständige Bedeckung von HIP 14439 beobachten will, den zieht es gen Norden – anderorts bleibt es beim engen Rendezvous.
Gesamtansicht von Vesta, aufgenommen von der US-Raumsonde Dawn

Manchmal sind die Dinge am spannendsten, wenn man sie nicht sehen kann: HIP 14439 zum Beispiel ist eigentlich ein unscheinbarer Stern am Winterhimmel. Doch am späten Dienstagabend des 11. Februar 2020 erlebt er im Norden und Nordosten Deutschlands als Verschwindekünstler seine 28 Sekunden Ruhm. Groß raus bringt ihn der Kleinplanet (4) Vesta, der in dieser Zeit direkt vor der Nase des gelbroten Riesen im Widder vorbeizieht.

Mit ihren knapp 570 Kilometern Durchmesser ist (4) Vesta nach (2) Pallas und dem Zwergplaneten Ceres das drittgrößte Mitglied des zwischen Mars und Jupiter kreisenden Asteroidengürtels. Dank ihres hohen Rückstrahlvermögens (Albedo) ist sie zur Zeit der Opposition mit bloßem Auge als hellster Asteroid am Nachthimmel sichtbar. Die ist allerdings schon ein paar Monate her. Statt maximal 5,2 mag erreicht sie derzeit gerade einmal 8,3 mag. Was Asteroidenbeobachter für gewöhnlich traurig stimmt, wird plötzlich zum Glücksfall: Denn so fällt die Helligkeit des 5,3 mag hellen HIP 14439 um klar erkennbare 3 Magnituden ab.

Aufsuchkarte für HIP 14439 zum Zeitpunkt der Bedeckung | Am 11. Februar 2020 begegnet der Kleinplanet (4) Vesta in geringem Abstand HIP 14439 im Sternbild Widder. Er befindet sich rund neun Grad nördlich von Alpha Ceti, dem hellsten Stern im Walfisch.

Dank der Begegnung lässt sich Vesta auch trotz schwächelnder Helligkeit mit einem Fernglas leicht auffinden: Wo der Stern leuchtet, ist auch der Kleinplanet nicht weit. Vom rund 2,5 mag hellen Alpha Ceti (α Cet) im Sternbild Walfisch (lateinisch: cetus) aus lässt sich HIP 14439 einfach aufsuchen (siehe Grafik oben). Gegen 22.45 Uhr MEZ wird der Winkelabstand zwischen den Lichtpunkten auf weniger als 15 Bogensekunden geschrumpft sein. Im freihändig gehaltenen Fernglas scheint das Paar dann regelrecht zu verschmelzen; erst eine größere, auf einem Stativ montierte Optik ermöglicht eine genaue Beobachtung des Rendezvous.

In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Dänemark, Südnorwegen und dem nördlichen Polen sowie Schottland und Nordirland (siehe Grafik unten) kommt es dann je nach Lage zwischen 22.52 Uhr und 23.02 Uhr MEZ zur Bedeckung. Nahe der Pfadgrenzen – innerhalb wie außerhalb – kann es passieren, dass der Asteroid den Stern nur streift, so dass der Helligkeitsabfall geringer ausfällt. Beobachter abseits des Pfads können sich immerhin an einer sehr engen Konjunktion erfreuen. Näher am Pfad werden Stern und Asteroid verschmelzen, in größerer Entfernung ist eine enge Passage (4) Vestas an HIP 14439 zu beobachten.

Egal von wo aus: Es lohnt sich also auf jeden Fall, das Paar an diesem Abend zu beobachten – am besten schon vor Einbruch der Nacht, denn leider steht der Zielstern zum Bedeckungszeitpunkt nur etwa 15 Grad über dem westlichen Horizont. Schon bald nach seiner großen Show geht das ungleiche Paar unter.

Der Schattenpfad Vestas | Der Schattenpfad der Sternbedeckung durch (4) Vesta nach der Vorhersage von Steve Preston, IOTA (International Occultation Timing Association). Die Pfadgrenzen sind in Grün dargestellt. Innerhalb der rot gestrichelten Fehlergrenzen findet die Bedeckung mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent statt.

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