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Vielfältige Rattenigel: Sind sie nicht putzig?

Sie sind mit unseren Igeln verwandt, aber stacheln nicht. Nun beschreiben Biologen fünf neue Rattenigelarten aus Südostasien.
Zwei braune Rattenigel sitzen auf grünem Moos in einem Regenwald auf Borneo.
Zwei Vertreter der neu beschriebenen Rattenigelart Hylomys dorsalis sitzen auf einem Moospolster im Regenwald von Mount Murud auf der Insel Borneo.

Sie erinnern an Mäuse, sind aber keine Nagetiere, sondern tatsächlich eng mit unseren Igeln verwandt: Die südostasiatischen Rattenigel sehen eher aus wie Spitzmäuse, besitzen ein weiches Fell und keine Stacheln. Gleich fünf neue Arten dieser Rattenigel genannten Igel-Unterfamilie beschreiben Arlo Hinckley vom Smithsonian National Museum of Natural History und sein Team im »Zoological Journal of the Linnean Society«. Drei der neuen Rattenigelarten wurden demnach vom Status der Unterart zur vollwertigen Spezies befördert, zwei weitere Vertreter komplett neu erfasst.

Für diese Arbeit untersuchte das internationale Team 232 Museumsexemplare und 85 Gewebeproben, die teilweise schon vor Jahrzehnten gesammelt wurden. Dabei setzten Hinckley und Co nicht nur auf die klassische Vermessung der Tiere, sondern auch auf Genuntersuchungen, um die Entwicklungsgeschichte der Arten zu enthüllen. Die bislang gänzlich unbekannte Rattenigelart Hylomys macarong, die aus Vietnam stammt, erhielt ihren Artnamen nach dem vietnamesischen Wort für Vampir, weil die Männchen sehr auffällige, lange Fangzähne besitzen. Die Spezies lebt in Feuchtwäldern im südlichen Teil des Landes. Dagegen kommt die zweite Neuentdeckung Hylomys vorax aus dem Leuser-Ökosystem im Norden Sumatras, einem der letzten großen Regenwaldgebiete der Insel. Nachgewiesen werden konnte sie dort aber bislang lediglich an den Hängen von Mount Leuser.

Obwohl sie bloß 14 (Hylomys macarong) beziehungsweise 12 Zentimeter (Hylomys vorax) lang sind, gelten beide als intensive Jäger. »Sie waren gefräßige Tiere, die oft den ganzen Köder verschlangen, bevor sie die Falle auslösten. Schinkenschwarte, Kokosnuss, Fleisch und Walnüsse wurden gefressen. Eine Spitzmaus verschlang teilweise den Hühnerkopfköder einer Stahlfalle, bevor sie sich in einer nahe gelegenen Schuyler-Falle verfing, die mit Schinkenschwarte beködert war«, schrieb der Biologe Frederick Ulmer in sein Feldbuch, während er die ersten Tiere auf einer Expedition 1939 auf Sumatra fing. Damals hatte er sie fälschlicherweise den Spitzmäusen zugerechnet.

Die drei anderen Arten galten dagegen als Unterart des Kurzschwanz-Rattenigels (Hylomys suillus), doch zeigten die morphologischen Untersuchungen und Genomstudien, dass sie sich deutlich voneinander unterschieden, weshalb sie zu eigenen Spezies aufgewertet wurden. Sie leben auf Borneo, Sumatra sowie weiten Teilen des südostasiatischen Festlandes.

»Ausgehend von der Lebensweise ihrer nahen Verwandten und von Feldbeobachtungen gehen wir davon aus, dass diese Rattenigel ihre Nester wahrscheinlich in Baumhöhlen anlegen und Schutz bei der Nahrungssuche zwischen Baumwurzeln, umgestürzten Baumstämmen, Felsen, Grasflächen, Unterholz und Laubstreu suchen«, so Hinckley. »Da sie aber so wenig erforscht sind, können wir über die Details ihrer natürlichen Lebensweise nur spekulieren.«

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