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Artenschutz: Ein Drittel aller Wirbeltierarten wird genutzt

Menschen lieben Tiere und wollen sie deshalb besitzen. Oder sie jagen und essen sie. Eine Studie zeigt, in welch großen Dimensionen das stattfindet.
Ziervögel auf einem Tiermarkt
Wellensittiche und so genannte Unzertrennliche (Agaporniden) gehören zu den beliebtesten Ziervögeln weltweit und werden massenhaft auf Tiermärkten verkauft.

Als Vogel im Käfig, Fisch im Glas, Trophäe an der Wand oder Fleisch auf dem Teller: Weltweit »verbrauchen« Menschen Tiere in großer Zahl. Rund 15 000 Wirbeltierarten werden von uns gehalten, gegessen, gejagt oder auf andere Art und Weise genutzt, zeigt eine Studie von Rob Worm von der Dalhousie University im kanadischen Halifax in »Communications Biology«. Das Team hatte die verfügbaren Daten der International Union for Conservation of Nature (IUCN) zu 46 755 bekannten Wirbeltierarten zusammengeführt und ausgewertet.

Mehr als die Hälfte der genutzten Tierarten wird gejagt, um an das Fleisch, das Fell oder die Federn zu kommen. 40 Prozent enden als Haustiere, was allein schon knapp 4500 Vogelarten betrifft. Neben Vögeln sind Fische besonders betroffen, während Amphibien und Reptilien in einem geringeren Ausmaß gehandelt werden. In vielen Fällen bedroht dieser Bedarf das Überleben der Spezies in freier Wildbahn – allein oder zusätzlich zu Lebensraumzerstörungen oder dem Klimawandel. Bei gleichem Verbreitungsgebiet beutet der Mensch bis zu 300-mal mehr Arten aus als vergleichbare nicht menschliche Raubtiere wie etwa Katzen.

Zahlreiche Arten werden zum Teil aus kulturellen Gründen nicht verwendet: In vielen Regionen der Erde verfolgen Menschen Nagetiere und Fledermäuse nicht, weil sie als »unrein« oder als Krankheitsüberträger gelten. Seltenheit oder schwere Zugänglichkeit schützen dagegen kaum: Gerade im Tierhandel gelten solche Tiere als begehrt und lassen sich teuer verkaufen, was die Nachstellung selbst in entlegenen Regionen antreibt.

Der hohe Bedarf etwa an Korallenfischen, Singvögeln oder Papageien hat dafür gesorgt, dass zahlreiche Arten in der Natur vom Aussterben bedroht sind oder bereits verschwanden. Die so genannte Singvogelkrise in Südostasien ist ein Beispiel dafür. Balistar oder Spiz-Ara haben lediglich dank koordinierter Nachzuchten überlebt, nachdem Tierfänger alle wild lebenden Exemplare gefangen hatten.

Der intensive Konsum von Wildtieren erhöht zudem Risiken, dass Krankheiten aus dem Tierreich auf Menschen überspringen: Neben Sars-CoV-2 infizierten in den letzten Jahren seit der Jahrtausendwende mehrere gefährliche Erreger Menschen, nachdem Tierprodukte konsumiert wurden. Der weltweite Handel sorgt zudem dafür, dass invasive Arten in für sie neue Ökosysteme gelangen oder sich Pathogene über Kontinente ausbreiten und weitere Arten gefährden, wie dies bei verschiedenen Seuchen unter Amphibien der Fall war.

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