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Internationale Raumstation: Wann sieht man die ISS vor Sonne und Mond?

Die ISS im Orbit
Seit vielen Jahren lese ich diese tolle Zeitschrift. Ich habe eine Bitte beziehungsweise eine Anregung, um »Sterne und Weltraum« noch ein Stück interessanter zu machen: Oft findet sich in »SuW« eine Deutschlandkarte, auf der die Sichtlinien von streifenden Sternbedeckungen durch den Mond dargestellt sind. Eine Karte, auf der die Linien zur Beobachtung von Durchgängen der Internationalen Raumstation ISS vor der Sonne oder vor dem Mond eingezeichnet sind, fände ich toll. Es gibt immer mal wieder beeindruckende Bilder davon zu sehen. Und es ist bestimmt sehr spannend, so etwas selbst mal zu versuchen. Ich denke, dass es viele Sternfreunde gibt, die das möchten.
(Jürgen Behler)

Vielen Dank für diesen Vorschlag, aber das geht leider nicht. Die Bahn der Internationalen Raumstation ISS ist auf der Zeitskala von Monaten auf die notwendige Genauigkeit ungefähr so unvorhersehbar wie das Wetter. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Die von der Sonnenaktivität abhängige Restdichte – und damit Reibung – der Luft auf der Bahnhöhe der ISS, weiterhin die deshalb nicht lange im Voraus planbaren Anhebemanöver (für die auch ein angekoppeltes Raumschiff verfügbar sein muss); außerdem die stets nur kurzfristig entscheidbaren Ausweichmanöver der ISS wegen Weltraummülls und so weiter.

Transitbeobachtungen kann man deshalb nur auf der Zeitskala von ein bis zwei Tagen planen. »Sterne und Weltraum« hat aber einen Vorlauf von rund zwei Monaten: Das Februarheft zum Beispiel erscheint Mitte Januar, geht direkt vor Weihnachten in die Druckmaschinen, und muss deshalb Mitte Dezember redaktionell schon weitgehend fertig sein, also eineinhalb Monate vor Beginn des Berichtszeitraums Februar.

ISS-Mondtransit | Am 12. Februar 2014 gab es in Landsberg ein sehr seltenes Ereignis: ein ISS-Mondtransit direkt auf der Zentrallinie bei gleichzeitig gutem Wetter. »Am Ende war es ein Wettlauf gegen die Wolken«, berichtet Torsten Edelmann, »da eine halbe Stunde vor dem Ereignis erste hohe Wolken einer herannahenden Front dem ganzen Spektakel ein Ende zu setzen drohten. Kurz vor dem Transit kam dann eine Wolkenlücke: manchmal braucht man bei diesem Hobby auch Glück ….« Für das Bild verwendete Torsten Edelmann ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron C9 und eine CCD-Kamera vom Typ ASI 120 MM. Deutlich lassen sich die Solarzellenausleger und die Druckmodule der ISS erkennen.

Wer aber die Mühe nicht scheut, kann sich jederzeit kurzfristige Vorhersagen für die Umgebung jedes beliebigen Standorts auf der Erde von der wunderbaren Webseite https://heavens-above.com von Chris Peat erstellen lassen. Dort werden stets die aktuellen Bahndaten benutzt. Speziell für Sonnen- und Mondtransits gibt es die Seite https://transit-finder.com von Bartosz Wojczynski.

Bahnhöhe der ISS | So veränderte sich die Bahnhöhe der Internationalen Raumstation ISS in den Jahren 2018 und 2019. Deutlich erkennbar sind die Anhebungen mittels Raketenmotoren und das langsame Absinken dazwischen. Dieses wird durch den »Fahrtwind« in der sehr dünnen Hochatmospäre der Erde verursacht. Die Rate des Absinkens ist nicht konstant und nicht präzise vorhersagbar. Die Ausweichmanöver der ISS lassen sich in diesem Bild nicht erkennen.

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