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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Convallaria majalis

Convallaria majalis L.
(syn. Convallaria fragrans, C. latifolia, C. mappii, C. scaposa, Polygonatum majale); Maiglöckchen (syn. Faltrianblume, Maiblume, Maililie, Marienglöckchen, Niesekraut, Springauf, Talblume), vgl. Abbildung.
Fam.: Convallariaceae.
Vork.: Europa.
Drogen: 1. Convallariae flos (syn. Flores Liliorum convallium, Flores Sternutatorii, Flores Convallariae, Flos Convallariae); Maiglöckchenblüten (syn. Maiblumen, Maililienblumen), die getrockneten Blüten. Inh.: herzwirksame Glykoside (0,4-1 % Cardenolide, v.a. Convallatoxin neben Convallosid und Lokundjosid), Flavonoide (Quercetin- und Isorhamnetinglykoside), äther. Öl (0,058 %, mit Farnesol). Anw.: s. Convallariae herba. 2. Convallariae herba (syn. Herba Convallariae, Herba Liliorum convallium); Maiglöckchenkraut (syn. Maiblumenkraut, Maiglöckchenblätter), die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten, oberirdischen Teile. Die Droge ist sehr stark giftig! Inh.: herzwirksame Glykoside (0,1-0,5 %, ca. 40 identifizierte Cardenolide, die sich von 7 Geninen ableiten. U.a. Convallatoxin, Convallosid, Convallatoxol, Desglucocheirotoxol, Lokundjosid, Desglucocheirotoxin) vgl. Formel Convallatoxolosid, Flavonoide (u.a. Apigenin, Chrysoeriol, Isorhamnetin, Kämpferol, Luteolin, Quercetin und ihre Glykoside), Chelidonsäure, Cholin, Azetidin-2-carbonsäure (toxische Aminosäure). Anw.: leichte Belastungsinsuffizienz, Altersherz und chronisches Cor pulmonale. Für eine rationale Therapie der chronischen Herzinsuffizienz sind Convallaria-Extrakte nach heutiger Auffassung ungeeignet. In der Volksheilkunde wurde die Droge bei Wehenschwäche, Epilepsie, Wassersucht, Schlaganfällen und Lähmungen eingesetzt. Hauptindikationsgebiet war jedoch die Verwendung als Kardiakum und Kardiotonikum bei Herzschwäche. Wegen seiner Giftigkeit wird die Droge heute nicht mehr in der Volksheilkunde eingesetzt. 3. Convallariae radix/rhizoma (syn. Convallaria, Radix Convallariae, Rhizoma Convallariae); Maiglöckchenwurzel (syn. Maiblumenwurzel), der getrocknete Wurzelstock mit den Wurzeln. Inh.: herzwirksame Glykoside (0,1-0,4 % Cardenolide, in ähnlicher Zusammensetzung wie bei Convallariae herba), Steroidsaponine, Azetidin-2-carbonsäure. Anw.: s. Convallariae herba.
Hom.: Convallaria majalis HAB1, die blühenden oberirdischen Teile. Anw.-Geb.: Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche.
Histor.: In Kräuterbüchern des 16. Jh., u.a. bei Bock wird das Maiglöckchen als lilium convallum ("Lilie der Täler") bezeichnet. Der Artname wie auch der deutsche Name weisen auf die Blütezeit im Mai hin. In den Schriften der Antike findet die Pflanze noch keine Erwähnung, was mit dem seltenen Vorkommen im griechischen Raum erklärbar ist. Die Droge wurde v.a. von der russischen Landbevölkerung seit dem Mittelalter bei verschiedenen Erkrankungen des Herzens, Wassersucht u.a. angewandt. Die Digitalis-ähnliche Wirkung der Glykoside wurde in der 2. Hälfte des 19. Jh. erkannt und führte zur Aufnahme von Drogenzubereitungen in die europäischen Arzneibücher.



Convallaria majalis, Maiglöckchen



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