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fear of happiness: Glück lass nach!

Manche Menschen fürchten sich regelrecht davor, glücklich zu sein. Wie kommt es zu dieser sonderbaren Reaktion? Und ist sie sinnvoll – oder ein Zeichen für Depression?
Volle Kraft voraus?

Unter Freudentränen überreicht ihm seine Großmutter die Trophäe für den "Sportler des Jahres 2014". Es könnte ein Moment puren Glücks sein für den Diskuswerfer Robert Harting. Doch was er sagt, klingt anders: "Ich fühle mich wie in der Grundschule. Da habe ich mit acht oder neun Jahren ­einen Wettbewerb gewonnen, und am nächsten Tag mochten mich die Klassenkameraden nicht mehr." Die Reaktion des Spitzensportlers verrät: Glück kann knifflig sein. Denn es führt oft Befürchtungen und Zweifel im Gepäck: Habe ich es verdient? Wird es mich bald verlassen? Oder neiden es mir andere?

Für einige Menschen machen solche Bedenken das Leben zu einer Achterbahnfahrt. Kaum empfinden sie einmal Freude, haben sie Sorge, der Moment könne allzu rasch vergehen und sie könnten ins nächste Tief schlittern. Statt Glücksmomente zu genießen, fürchten sie sie regelrecht. "Fear of Happiness", Angst vor dem Glücklichsein, nennen Psychologen das Phänomen.

Paul Gilbert vom Kingsway Hospital in Derby (Großbritannien) ist ein Pionier auf diesem Forschungsgebiet. Bei der Arbeit mit depressiven Patienten war dem Psychologen aufgefallen, dass die Betroffenen oft große Probleme haben, sich selbst Freude oder Genuss zuzugestehen. "Wenn man ihnen helfen will, sich besser zu fühlen, reagieren sie beunruhigt", erklärt Gilbert. "Sie sagen: Heute mag es mir gut gehen, aber morgen passiert bestimmt etwas Schlimmes." ...

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  • Quellen

Gilbert, P. et al.: Fears of Happiness and Compassion in Relationship with Depression, Alexithymia, and Attachment Security in a Depressed Sample. In: British Journal of Clinical Psychology 10.1111/bjc.12037, 2013

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Joshanloo, M. et al.: Fragility of Happiness Beliefs across 15 National Groups. In: Journal of Happiness Studies 10.1007/s10902-014-9553-0, 2014

Raes, F. et al.: Dampening of positive affect prospectively predicts depressive symptoms in non-clinical samples. In: Cognition and Emotion 26, S. 75-82, 2012

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Wood, J. V. et al.: Savoring versus Dampening: Self-­Esteem Differences in Regulating Positive Affect. In: Journal of Personality and Social Psychology 85, S. 566 – 580, 2003

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