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Genetik des Denkens

In den 1990er Jahren erzielten Wissenschaftler bahn­brechende Erfolge bei der Entzifferung des mensch­lichen Erbguts. Viele hofften, auch die kognitive Entwicklung des Menschen besser zu verstehen. Doch wichtige Fragen sind noch immer unbeantwortet.
In den letzten zwei Millionen Jahren wuchs das menschliche Gehirn etwa um das Dreifache an und damit auch seine neurale Komplexität. Jahrzehntelang haben Forscher versucht, die anatomischen und physiologischen Merkmale der Hirnevolution zu ergründen, bis ihnen die Genetik versprach, endlich die Entwicklung dieser Merkmale zu enthüllen, die das menschliche Gehirn so einzigartig werden ließen. Im Jahr 2003 legten Wissenschaftler die vollständige Abfolge des Genoms des modernen Menschen vor – zwei Jahre später konnten Genetiker es dem Erbgut unseres nächsten lebenden Verwandten, des Schimpansen, gegenüberstellen. Im Jahr 2010 dann gelang es einer Forschergruppe um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, eine erste Version des Neandertalergenoms zu präsentieren, das sie bisher zu 60 Prozent entziffert haben. Nach einem Jahrzehnt rasanter Entwicklungen bietet die Genetik scheinbar unzählige Möglichkeiten, dem Ursprung der menschlichen Kognition auf die Spur zu kommen. Doch in Wahrheit stößt sie noch bei vielen Fragen an Grenzen ...

Kennen Sie schon …

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Gehirn&Geist – Neurodiversität: Eine neue Sicht auf die Vielfalt unseres Denkens

Mit dem Begriff Neurodiversität beschreibt die Wissenschaft die natürliche Vielfalt unseres Denkens – und eröffnet neue Perspektiven auf Autismus, ADHS & Co. Aber warum ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Diagnosen so deutlich gestiegen? Unsere Titelgeschichten gehen dieser Frage nach und beleuchten medizinische Ursachen ebenso wie gesellschaftliche Einflüsse und geschlechterspezifische Unterschiede. Erfahren Sie zudem im Interview mit Molekularbiologe Prof. Thomas Bourgeron, welche Rolle genetische Faktoren bei der Ausprägung und Diagnostik neurodiverser Eigenschaften spielen. Auch soziale Ungleichheit steht im Fokus dieser Ausgabe, denn neue Studien zeigen, wie sie politische Einstellungen beeinflusst und was Menschen dazu bringt, autoritäre Persönlichkeiten zu wählen. Daneben erklärt Maren Urner im Interview, was die ständige digitale Reizflut mit unserem Gehirn macht – und weshalb Langeweile gut für die mentale Gesundheit ist. Zudem berichten wir, warum Antidepressiva oft nicht wirken und welcher Weg zu einer maßgeschneiderten Therapie führen kann.

Spektrum der Wissenschaft – Präzision statt Zufall – Genomeditierung revolutioniert Pflanzenzucht

Seit der Mensch Pflanzen anbaut, versucht er auch, Erträge und/oder Widerstandskraft durch Zucht gezielt zu optimieren. Was zunächst als simple Auslese begann, hat sich unter anderem dank der Fortschritte in der Molekularbiologie längst deutlich erweitert. Doch Methoden, bei denen ins Erbgut der Gewächse eingegriffen wird, wecken bei vielen Menschen Bedenken und stellen auch die Gesetzgebung vor Herausforderungen. Wie präzise die neueren Verfahren sind und welche Regelungen derzeit gelten oder diskutiert werden, erfahren Sie in unserem Titelthema. Weitere Themen: Im Notfall kann die Wasserversorgung schnell an ihre Grenzen kommen – eine große Aufgabe für den Katastrophenschutz. Was können Klimaforschende aus historischen Daten zur Weinqualität in Europa über die Vergangenheit lernen, und warum schmeckt alkoholfreier Wein so anders als solcher mit Alkohol? Außerdem gehen wir der Frage nach, was Fischschwärme, Hirnströme und Supraleitung gemeinsam haben und wie Emergenz diese Komplexität erklären könnte.

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