Ornithologie: Wie Vögel ihren Gesang wahrnehmen
Wenn wir einen Vogel singen hören, lässt uns das unwillkürlich an Musik oder Sprache denken. Im Flöten der Amsel erkennen wir regelrechte Melodien, wir nehmen satzähnliche Strukturen im »Zizibäh« der Kohlmeise wahr und machen ein fröhliches Pfeifen im Gesang des Gartenrotschwanzes aus, den dieser mit weit geöffnetem Schnabel darbietet.
Vogelgesang wird üblicherweise als lange, oft recht komplexe erlernte Lautäußerungen definiert, die Vögel beim Werben um Geschlechtspartner sowie zur Revierverteidigung einsetzen. In der heutigen Forschung grenzt man die Gesänge klar von den meist kürzeren, einfacher strukturierten Rufen ab, die den Tieren angeboren sind und vielfältigeren Zwecken dienen, etwa um auf Räuber oder Nahrung hinzuweisen. Diese Definitionen sind jedoch nicht immer ganz eindeutig, da die Gesänge mancher Arten viel unauffälliger als ihre Rufe erscheinen. Im Folgenden meine ich mit dem Begriff die längeren und komplizierteren Lautfolgen im Gegensatz zum kurzen Tschilpen oder Piepen.
Wenn wir Vogelgesang wissenschaftlich analysieren, teilen wir ihn in kleinere Einheiten ein, die wir als Töne oder Silben bezeichnen. Diese gruppieren wir in Sequenzen – Phrasen oder Motive genannt –, die sich durch charakteristische Rhythmen und Tempi auszeichnen. Damit können wir potenziell bedeutsame Aspekte eines Gesangs ermitteln, etwa die Anzahl der Silbentypen im Repertoire eines Vogels oder die Muster, in denen er Phrasen arrangiert. Die Beschreibungen entsprechen jenen, mit denen wir die Beziehungen zwischen Wörtern im Satzbau der menschlichen Sprache oder zwischen Noten in einem Musikstück wiedergeben.
Aber was denken die Vögel über all diese Merkmale? …
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