Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Wahrnehmung: Verletzte Gefühle

Unser Gehirn soll negative soziale Erlebnisse ähnlich verarbeiten wie körperliche Schmerzen, so eine These. Doch an ihr regen sich inzwischen Zweifel.
Weinende Frau

Im Jahr 2003 führte die US-Psychologin Naomi Eisenberger zusammen mit ihren Kollegen Matthew Lieberman und Kipling Williams ein folgenreiches Experiment durch. Dazu luden sie Studentinnen und Studenten zu einem Computerspiel namens »Cyberball« ein; gespielt wurde in Dreiergruppen, die über das Internet miteinander verbunden waren. Die Gruppenmitglieder warfen einander dabei einen virtuellen Ball zu. An wen dieser gehen sollte, entschieden sie per Tastendruck. Allerdings existierten zwei der drei Spieler in Wirklichkeit gar nicht, sondern nur als Computerprogramm!

Während des Versuchs lagen die eigentlichen Versuchspersonen in einen Magnetresonanztomografen (MRT). In einer ersten Runde Cyberball wurden sie ganz normal immer wieder mal angespielt. Danach erfolgte ein zweiter Durchgang, in dem die angeblichen Mitspieler sie konsequent ignorierten. In den Hirnscans leuchtete daraufhin ein bestimmtes Areal hell auf: das dorsale anteriore Zingulum (dACC).

Diese Hirnregion war bereits in einem anderen Zusammenhang aufgefallen. Sie wird auch bei körperlichen Schmerzen aktiv, wie sie etwa in Folge einer Verletzung auftreten…

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Selbstüberschätzung: Wie Unwissenheit zu falschem Selbstvertrauen führt

Laut dem Dunning-Kruger-Effekt führt Unwissenheit zur Selbstüberschätzung, weil die Kompetenz fehlt, seine Grenzen zu erkennen. Andere Fachleute bezweifeln die psychologische Erklärung, manche halten den Effekt sogar für ein reines statistisches Artefakt. Ist dem wirklich so? Daneben geht David Dunning im Interview auf seine Studien über Selbstüberschätzung, Wunschdenken und leichtfertiges Vertrauen ein. Darüber hinaus erfahren Sie in dieser Ausgabe, wie künstliche Intelligenz die Analyse von Hirnaktivitäten auf ein neues Niveau hebt und damit neue Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns ermöglicht. Lähmungen oder Zittern ohne erkennbare Ursache galten lange als rätselhaft, doch langsam werden funktionelle Bewegungsstörungen immer besser verstanden und wirksame Therapien entwickelt. Im Rahmen der Serie »Die Sprache der Wale« stellen wir die komplexe Sprache der Delfine und Wale vor und wie diese mit künstlicher Intelligenz entschlüsselt wird. Zudem berichtet der Biologe Lars Chittka über seine Forschungen an Bienen und andere Insekten, die weitaus komplexere kognitive Fähigkeiten besitzen als bislang gedacht.

Gehirn&Geist – Die Kraft der Emotionen: Wie Gefühle die Herzgesundheit beeinflussen

Der Nachbar parkt schon wieder vor der Hofeinfahrt? Die Bahn meldet noch mehr Verspätung als sonst? Gründe zum Aufregen gibt es viele. Die Neurokardiologie untersucht, wie sich diese Emotionen auf die Herzgesundheit auswirken. Erfahren Sie, warum eine positive Lebenseinstellung gut für das Herz-Kreislauf-System ist. Weitere Themen dieses Heftes: Das glymphatische System wäscht Zellmüll aus dem Gehirn, damit könnte es als Ansatzpunkt zur Therapie von Alzheimerdemenz werden, auch wenn noch viele Details unklar sind. Neue KI-Modelle werden immer leistungsstärker und verblüffen mit ihren Fähigkeiten. Ist der Weg zur künstlichen Superintelligenz nur noch eine Frage der Zeit? Außerdem berichten wir über einen kleinen Neuronenverbund im Hirnstamm, der unsere Denkprozesse steuert und ähnlich wie ein Getriebe im Auto funktioniert. Lassen sich darüber Lernen, Kreativität, Konzentration und Wachsamkeit verbessern? Im Brennpunkt »Sexualisierte Gewalt« erläutert Carlo Koos im Interview, warum Überlebende von sexualisierter Gewalt im Krieg oft mit Stigmatisierung zu kämpfen haben.

  • Quellen

DeWall, C. N. et al.: Acetaminophen reduces social pain: Behavioral and neural evidence. Psychological Science 21, 2010

Durso G. R. et al.: Over-the-Counter relief from pains and pleasures alike: Acetaminophen blunts evaluation sensitivity to both negative and positive stimuli. Psychological Science 26, 2015

Eisenberger, N. I. et al.: Does rejection hurt? An fMRI study of social exclusion. Science 302, 2003

Inagaki T. K. et al.: Opioids and social bonding: Effect of naltrexone on feelings of social connection and ventral striatum activity to close others. Journal of Experimental Psychology: General 149, 2020

Salomons T. V. et al.: The »Pain Matrix« in pain-free individuals. JAMA Neurology 73, 2016

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.