Artenschutz: Alle Kakapos sollen zur Genanalyse
Die Zahl der Kakapos (Strigops habroptilus) wächst leider nur langsam: Nur 125 Exemplare des vom Aussterben bedrohten neuseeländischen Papageis leben derzeit auf vier kleinen Inseln vor der Küste des Landes – und sie pflanzen sich nur unregelmäßig fort, wenn ihre bevorzugten Nahrungspflanzen massenhaft Früchte tragen. Selbst in diesen Jahren ist allerdings nicht gesichert, dass die Brut erfolgreich verläuft, weil das Erbgut der Art wegen ihres drastischen Bestandseinbruchs in früheren Jahrzehnten verarmt ist. Um ein besseres Bild über das Genom der Kakapos zu gewinnen und dadurch die Spezies langfristig zu erhalten, gehen Wissenschaftler des Kakapo-Schutzprogramms ein ambitioniertes Projekt an: Sie wollen das Erbgut aller zurzeit lebenden Individuen sequenzieren lassen – erstmals für den kompletten Bestand einer Art. Ihnen liegt bereits die DNA-Analyse von Jane vor, einem Kakapoweibchen, das von Jason Howard von der Duke University untersucht worden war. Um das Material der restlichen 124 Tiere zu bearbeiten, sammeln die Forscher momentan Geld mit Hilfe einer Crowdfunding-Plattform.
Mit den Daten wollen die Forscher ergründen, was die Fruchtbarkeit der Vögel beeinträchtigt und warum sie für bestimmte Krankheiten besonders anfällig sind. Auch evolutionär ist die Studie interessant, denn Kakapos sind die einzige überlebende flugunfähige Papageienart und gehören zu den wenigen nachtaktiven Vertretern dieser Vogelfamilie. Die Wissenschaftler müssen sich allerdings beeilen, denn bald schon könnten neue Kakapos unterwegs sein. Nach jüngsten Zählungen haben sich insgesamt 21 Weibchen verpaart, und einige sitzen bereits auf frisch gelegten Eiern. Darunter befinden sich auch welche von Kuia, was die Verantwortlichen besonders freut. Kuia ist das einzige Weibchen mit Genen der so genannten Fjordland-Population, während die meisten anderen Tiere Abkömmlinge von Stewart Island und deshalb genetisch etwas verarmt sind. Kuia könnte also den Genpool etwas auffrischen.
Von Stewart Island stammten alle ursprünglich übrig gebliebenen Weibchen, mit denen das Artenschutzprogramm begonnen wurde. Hier hatten bis zu 200 Kakapos überlebt, während sie auf den neuseeländischen Hauptinseln durch Jagd und später vor allem durch eingeschleppte Fressfeinde wie Katzen, Marder und Ratten ausgerottet worden waren. Nur im unzugänglichen Fjordland der Südinsel fand man noch weitere Einzeltiere, doch handelte es sich dabei ausschließlich um Männchen. Kuia ist der einzige weibliche Nachkomme des Fjordland-Kakapos Richard Henry, weswegen sie als besonders wichtig für das Arterhaltungsprogramm gilt. Die überlebenden Stewart-Island-Vögel mussten Anfang der 1980er Jahre auf kleinere Eilande evakuiert werden, nachdem festgestellt wurde, dass Katzen jedes Jahr mehr als 50 Prozent des Bestands töteten. 1995 hatte ihre Zahl schließlich mit nur noch 50 Tieren ein absolutes Minimum erreicht.
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