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Artensterben: Wer den Klimawandel überlebt

Wenn sich das Erdklima wandelt, werden viele Arten ausgelöscht. Aber bestimmte Eigenschaften machen Organismen sogar robuster – zumindest wenn der Wandel nicht zu heftig wird.
Blick durch die verkohlten Stämme eines verbrannten Waldes.
Nicht immer sind Veränderungen durch ein sich wandelndes Klima so dramatisch wie große Waldbrände. Doch auch gradueller Wandel kann verwundbare Arten an den Rand des Aussterbens bringen.

Das Erdklima hat sich im Lauf der Erdgeschichte immer wieder gewandelt – und dabei unzählige bis dahin florierende Tier- und Pflanzenarten unwiderbringlich ausgelöscht. Während man allerdings aus versteinerten Spuren früherer Artenvielfalt weiß, dass ein sich schnell wandelndes Klima erhebliche Teile der biologischen Vielfalt dezimiert, ist viel weniger klar, wer alles von der Bildfläche verschwindet und warum. Eine aktuelle Untersuchung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift »Science«, deutet jetzt darauf hin, dass das Artensterben durch Klimawandel keineswegs nur vom Zufall bestimmt wird. Wie ein Team um Cooper M. Malanoski von der University of Oxford berichtet, lassen bestimmte Eigenschaften Arten bei globalen Temperaturschwankungen mit höherer Wahrscheinlichkeit aussterben als andere.

Die Arbeitsgruppe untersuchte dazu neun Klassen wirbelloser Tiere, die in den vergangenen 485 Millionen Jahren im Meer leben und lebten, darunter Seeigel, Trilobiten und Schnecken. Dabei analysierten die Forscherinnen und Forscher neben Körpergröße und geografischer Verbreitung drei Faktoren, die mit der Temperatur zusammenhängen. Zum einen, welche Temperatur ein Organismus bevorzugt, zum anderen, wie groß die Temperaturabweichung sein darf, die das Lebewesen noch verträgt, und schließlich, wie stark sich die Temperatur im Untersuchungszeitraum tatsächlich geändert hat. Außerdem modellierten die Fachleute mit einem Klimamodell drei globale Erwärmungsereignisse vor 335 Millionen, 69 Millionen und 5 Millionen Jahren, um genaue Informationen über die Bedingungen in den jeweiligen Lebensräumen zu erhalten.

Bereits bekannt ist, dass Lebewesen mit kleinerem Verbreitungsgebiet allgemein leichter aussterben – was sich auch in der Studie zeigte. Das Gleiche gilt nach den Erkenntnissen der Arbeitsgruppe aber ebenso für die Temperatur: Je breiter die Temperaturspanne, in der ein Meerestier normalerweise lebt, desto besser kommt es mit dem Wandel des Klimas klar. Zudem starben Tiere in kühleren Gewässern seltener aus als solche in warmen Klimazonen. Auch die Körpergröße der Meerestiere scheint bei ihrer Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen eine Rolle zu spielen. Außerdem macht die Größe der Schwankungen einen Unterschied beim Artensterben: Je drastischer sich das Klima in einem Lebensraum veränderte, desto mehr Tiere verschwanden.

Das ist zwar erst einmal nicht überraschend, allerdings gibt es eine kleine Besonderheit, die die Arbeitsgruppe in ihrer Schlussfolgerung herausstellt: je größer der Temperaturanstieg, desto geringer ist der Einfluss der anderen Faktoren. In einem starken Klimawandel schwindet die »Schutzwirkung« von eigentlich günstigen Eigenschaften, und der Unterschied zwischen robusten und verwundbaren Arten wird geringer. In großen Klimakrisen sterben auch Organismen aus, die weit verbreitet sind und sehr unterschiedliche Temperaturen vertragen. Wandelt sich das Klima zu stark, so lautet das Ergebnis der Studie, ist keine Art mehr sicher.

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