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Rätselhafter Randalierer: Asteroid Bennu wirft mit Steinen

Das haben Fachleute nicht erwartet: Der Asteroid Bennu schießt immer wieder kleine und große Steine ins All. Der Grund dafür ist noch rätselhaft.
Kleinere und größere Steinchen fliegen von der Oberfläche des Asteroiden Bennu ins All. Der Grund ist unklar.

Abgesehen davon, dass er eine kleinere Stadt auslöschen könnte, wenn er in der zweiten Hälfte des 22. Jahrhunderts möglicherweise die Erde trifft, erschien der seit Dezember 2018 von der NASA-Sonde OSIRIS-REx begleitete Asteroid (101955) Bennu bisher wenig überwältigend. Der etwa 500 Meter messende Gesteinsklumpen machte keine Anstalten, die Fachleute zu überraschen. Das hat sich nun geändert. Wie die NASA berichtet, ist Bennu tatsächlich ein seltsames und seltenes Objekt: Er gehört zu den etwas über zehn bekannten aktiven Asteroiden, einer Gruppe interplanetarer Steinewerfer. Dieses »Dirty Dozen« des Sonnensystems scheint sich gelegentlich eher wie Kometen zu verhalten und von Zeit zu Zeit Material von sich zu stoßen. Bislang elf solcher Ereignisse beobachtete die Sonde bereits bei Bennu. Ein Teil der abgeschossenen Steinchen fallen wieder auf die Oberfläche des Asteroiden zurück, andere dagegen sind schnell genug, um der Schwerkraft des Objekts zu entkommen. Das bedeutet: Da der Orbit von Bennu die Erdbahn kreuzt, treffen womöglich immer wieder Teile von Bennu auf die Erdatmosphäre und verglühen als Sternschnuppen – ganz wie bei einem Kometen.

Der größte Teil der bis zu einem Meter großen Partikel fällt allerdings früher oder später auf die Oberfläche von Bennu zurück: Der Asteroid berieselt sich permanent selbst, wie ein glücklicher Elefant im Wasserloch. Wie dieser Materieausstoß funktioniert, ist derzeit noch komplett ungeklärt; bei den anderen derartigen Körpern sind sehr unterschiedliche Mechanismen verantwortlich, darunter kleine Einschläge und Rotationsinstabilität. Bei Bennu gilt wegen seiner Größe als am wahrscheinlichsten, dass der Mechanismus jenem ähnelt, der bei Kometen Koma und Schweife erzeugt: Erhitzt durch die Sonne, verdampft Eis an oder knapp unter der Oberfläche, die heftige Expansion schleudert Material ins All. Für diese Hypothese spricht, dass Bennu derzeit nah am sonnennächsten Punkt seiner Bahn ist – und damit am stärksten erwärmt wird. Doch warum Bennu, der vermeintlich seit dem Ursprung des Sonnensystems seine Bahnen zwischen den inneren Planeten zieht, überhaupt noch flüchtige Substanzen besitzen sollte, ist unklar.

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