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Astrophysik: Asteroid Didymos wirft mit Steinchen

Vor ihrem Ende konnte die DART-Sonde der NASA noch einige Bilder des kosmischen Brockens sammeln. Sie beobachtete dabei eine außergewöhnliche Erscheinung.
Doppelschweif bei Didymos-Dimorphos
Seit dem Einschlag der DART-Sonde besitzt der Asteroid einen doppelten Schweif.

Als die DART-Sonde der NASA am 27. September 2022 auf dem Asteroidenmond Dimorphos einschlug, war dies ein voller Erfolg für die Mission: Die Umlaufzeit des Objekts um den Asteroiden Didymos hatte sich um mehr als eine halbe Stunde verkürzt – mehr, als sich die Beteiligten erhofft hatten. Kurz vor ihrem Ende konnte die Sonde noch einige Bilder des Asteroiden machen und Daten sammeln. Eine Analyse dieses Materials deutet an, dass der Asteroid aktiv Material in den Weltraum schleudert. Wahrscheinlich gibt es Millionen anderer kleiner Asteroiden, die dies ebenfalls und permanent im gesamten Sonnensystem tun. Das berichten Nair Trógolo von der Universidad de Alicante und sein Team auf dem arXiv.

Didymos dreht sich demnach sehr schnell, und vor allem an seinem Äquator reichen die dadurch ausgelösten Fliehkräfte aus, um Steine und Staub von der Oberfläche abheben zu lassen und ins All zu katapultieren, wo sie dann über der Oberfläche schweben oder in die Umlaufbahn um den Asteroiden einzutreten. Einmal in 2 Stunden und 16 Minuten rotiert der Brocken komplett um seine Achse. Bei diesen Geschwindigkeiten ist Didymos ein Asteroid »am Rande der Stabilität«, schreiben die Autoren.

Schwerere Partikel können nach dem Abheben für eine gewisse Zeit schweben, auf der Oberfläche landen und sich wieder lösen, wobei sich solche Zyklen immer wieder wiederholen. Oder sie landen letztlich in Breitengraden, von denen aus ein weiteres Abheben nicht möglich ist. Einige der schwebenden Gesteinsbrocken erreichen die Umlaufbahn, andere landen womöglich auf dem Begleiter Dimorphos. Kleinere Partikel können sogar aus dem System verschwinden, weil der Sonnenwind sie weiter ins All und aus dem Gravitationsbereich des Asteroiden treibt.

Entgegen der Annahme halten sich größere Objekte vielleicht länger oberhalb der Oberfläche als kleine: Der Druck des Sonnenwinds auf der Tagseite des Asteroiden presst die kleineren Körner schnell wieder auf die Oberfläche zurück. Diese Analysen seien zwar noch vorläufig und könnten erst mit der HERA-Mission geklärt werden, die das System 2027 erreichen soll. Größe, Form und Zusammensetzung des Asteroiden machen diese Vorgänge sehr wahrscheinlich, so die Arbeitsgruppe.

Verursacht wird die Rotation durch den so genannten YORP-Effekt: Die Sonne heizt verschiedene Teile eines Asteroiden je nach deren Albedo unterschiedlich stark auf. Diese Wärme wird später abgestrahlt und erzeugt Schubkraft, die ebenfalls variiert. Es handelt sich um einen winzigen Effekt, der sich jedoch mit der Zeit aufbaut und einen Asteroiden schließlich immer schneller vorantreiben kann. Der Effekt kann so stark werden, dass es Asteroiden zerreißt, so wie es 2013 bei P/2013 R3 geschehen ist. Bei Didymos steht dies allerdings nach bisherigen Erkenntnissen in nächster Zeit nicht bevor.

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