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Natürliche Abwehr: Atemwegsmikrobiom schützt wohl vor Grippe

Bestimmte Bakteriengemeinschaften in Nase und Rachen scheinen Menschen weniger anfällig für Influenza zu machen.
Eine junge Frau liegt in gesellschaft einer größeren Anzahl Taschentücher im Bett und schneuzt sich gerade die Nase

Eine charakteristische Bakteriengemeinschaft in Nase und Rachen verringert deutlich die Wahrscheinlichkeit, an Grippe zu erkranken. Das berichtet jetzt eine Arbeitsgruppe um Betsy Foxman von der University of Michigan in »PLoS ONE«. Das Team der Forscherin untersuchte die Übertragung innerhalb von 144 Haushalten in Nicaragua mit anfänglich einer influenzainfizierten Person. Dabei identifizierte es fünf charakteristische Mikrobiomtypen, die sich durch die jeweils häufig vertretenen Bakteriengruppen unterscheiden und in den Altersgruppen auch unterschiedlich verteilt sind. Zwei von ihnen stachen dabei heraus: Erwachsene mit diesen Subtypen steckten sich weniger als halb so oft mit Grippe an. Wegen der geringen Stichprobengröße ist das Ergebnis allerdings nur ein vorläufiges Indiz für einen Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Grippe.

Nicht nur der Darm, auch die Atemwege haben ihr eigenes Mikrobiom, das sich von Mensch zu Mensch unterscheidet. Solche Mikrobengemeinschaften kann man allerdings in Community-Zustände mit typischen Merkmalen einteilen, die vermutlich stabile, gegen äußere Störungen unempfindliche Ökosysteme sind. Das zeigte sich bereits bei den Mikrobiomen zum Beispiel von Darm und Vagina, und das Team um Betsy Foxman identifizierte in den Nasen- und Rachenabstrichen der mehr als 700 Versuchspersonen ebenfalls fünf charakteristische Gruppen.

So zeichnet sich zum Beispiel der Community-Zustand vier, der mit deutlich weniger Influenza-Infektionen assoziiert war, unter anderem durch einen höheren Anteil von Neisseria- und Fusobacterium-Stämmen gegenüber anderen Typen aus. Dagegen ist eine in allen anderen Zuständen häufige Untergruppe von Veillonella-Stämmen hier selten. Erwachsene mit dieser Bakterienverteilung erkrankten um mindestens zwei Drittel seltener als Erwachsene mit den Subtypen eins bis drei, Community-Zustand fünf scheint zusätzlich Kinder und Jugendliche deutlich zu schützen. Die Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Manche Zustände sind besonders in jüngeren Altersklassen extrem selten – deswegen sind die Ergebnisse des Teams um Foxman im Detail zwar aufschlussreich, aber insgesamt statistisch nicht signifikant.

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