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Australien: Verwilderte Pferde zertrampeln australische Bergwelt

Australien liegt vorne mit dabei, wenn es um die Zahl bedrohter Pflanzen und Tiere geht. Eine wenig bekannte Ursache dafür sind verwilderte Pferde.
Verwildertes Pferd in den australischen Bergen
Ein Brumby genanntes, verwildertes Pferd streift durch die Snowy Mountains in Australien. Die Säugetiere bedrohen die fragile Welt der Hochlagen.

Wenn eingeschleppte Tierarten die einheimische Fauna und Flora gefährden, denkt man zuerst an Katzen, Ratten, Mäuse oder Ziegen. Doch auch Pferde hinterlassen am falschen Ort Schneisen der Verwüstung: Das gilt beispielsweise für die Brumbies genannten, verwilderten Pferde in den australischen Bergen. Ohne schnelle Gegenmaßnahmen könnten dadurch zwölf bedrohte Spezies des Fünften Kontinents aussterben, warnt das australische Threatened Species Scientific Committee (TSSC), wie die »Canberra Times« schreibt. Besonders stark betroffen seien die Hochlagen des Kosciuszko-Nationalparks in den Snowy Mountains von New South Wales: Die Tiere zertrampelten die empfindliche Flora, die sich in Abwesenheit von Huftieren entwickelt hatte, und zerstörten Feuchtgebiete des Parks.

In nur zwei Jahren zwischen 2021 und 2023 habe sich der Bestand der Pferde von 14 000 auf 18 000 Tiere vergrößert, so ein Bericht der Behörde. Ohne starke Gegenmaßnahmen könnten zwölf Tierarten aussterben, weil ihr Lebensraum zerstört wird, darunter drei Frosch-, je vier Reptilien- und Fischspezies sowie eine Säugetierart. »Verwilderte Pferde könnten der entscheidende Faktor für das endgültige Aussterben sein«, heißt es in der Stellungnahme des TSSC.

Seit Jahrzehnten wird die Eindämmung der Pferdeherden durch verschiedene Interessengruppen erschwert oder verhindert, die sich für den Schutz der Brumbies einsetzen. Für sie sind die Pferde untrennbar mit der Geschichte und Besiedlung des Landes verbunden. Seit der Jahrtausendwende ist daher die Bejagung aus der Luft in den Nationalparks von New South Wales verboten, obwohl dies laut Experten die effektivste Methode ist, um die Zahl der Pferde zu reduzieren.

Tierschutzorganisationen plädieren stattdessen dafür, die Population durch Geburtenkontrolle zu verkleinern, was jedoch auch wegen des schwer zugänglichen Geländes sehr aufwändig und kompliziert ist. Um überhaupt einen Rückgang einzuleiten, müsste man 50 Prozent der Gesamtherde entsprechend behandeln, so dass sie zu schrumpfen beginnt – in einem Zeitraum von 10 bis 20 Jahren: zu spät vielleicht für die bedrohten einheimischen Spezies.

Als zweite Alternative versuchte eine Organisation namens »Save the Brumbies« Pferde einzufangen und in anderen Regionen wieder freizulassen. Da dies die Tiere jedoch sehr stark stresste und zu teils schweren Verletzungen führte, wurde das Programm beendet – zumal es das Problem nur verlagert. Insgesamt müssten die Parkbehörden bis 2026 jährlich mehr als 4000 Pferde entfernen, um die Zielgröße von 3000 Exemplaren im Jahr 2027 zu erreichen. Das sind deutlich mehr Tiere, als 2022 bislang erreicht wurde: In diesem Jahr wurden rund 860 Brumbies aus dem Park entfernt.

Insgesamt soll es in Australien eine halbe Million verwilderter Pferde geben, allein 200 000 davon in Queensland und den Northern Territories, wo sie von Hubschraubern aus geschossen werden dürfen.

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