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News: Biologische Uhr tickt auch für Männer

Nicht nur das biologische Alter der werdenden Mutter spielt für die Gesundheit des Babys eine Rolle. Auch ein älterer Vater vererbt seinen Nachkommen mit höherer Wahrscheinlichkeit beschädigtes Erbgut. Zumindest einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem väterlichen Alter und der Gefahr des Kindes, an Schizophrenie zu erkranken, konnten Wissenschaftler nun nachweisen. Sollten Männer ihren Wunsch nach Nachwuchs vielleicht auch zeitiger planen?
Soziale Faktoren und Umweltbedingungen gelten bislang als mögliche Auslöser von Schizophrenie. Auch Veränderungen in einer ganzen Reihe von Genen könnten als Schuldige in Betracht kommen. Doch warum tritt die psychische Störung weltweit in einer sehr ähnlichen Verteilung auf, wenn die erstgenannten Faktoren für den Krankheitsausbruch von Bedeutung sind? Bei einem Prozent der Bevölkerung wird diese Krankheit diagnostiziert, unabhängig davon, ob es sich um eine Industrienation oder ein Schwellenland handelt. Außerdem ist es seltsam, dass die mentale Störung nicht im Laufe der Evolution verschwand, sondern kontinuierlich auftritt. Denn die Betroffenen haben weniger Chancen, sich fortzupflanzen und damit ihre genetische Disposition zu vererben. Und doch stirbt Schizophrenie nicht aus.

Einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Krankheitsfälle und dem Alter des männlichen Erbguts deckten nun Forscher der New York University School of Medicine und des Columbia University College of Physicians and Surgeons auf. Zwei Quellen dienten ihnen als Datengrundlage für ihre Studie: eine in der Jerusalem Perinatal Study zusammengefasste, populationsbezogene große Datenmenge und das nationale israelische Register über psychische Erkrankungen, in dem seit 1950 alle Informationen über entsprechende Krankheitsfälle gesammelt werden. Die Perinatal-Studie begutachtete die Gesundheit von mehr als 90 000 Babys, die zwischen den Jahren 1964 und 1976 in Jerusalem geboren wurden. Bis 1998 entwickelten knapp über 1300 Kinder aus dieser Gruppe mentale Störungen. Ärzte diagnostizierten bei der Hälfte von ihnen Schizophrenie. Die Wissenschaftler um Dolores Malaspina kontrollierten eine ganze Reihe von Faktoren, inklusive des Alters der Mutter. Doch fündig wurden sie bei den Männern: Mit ihrem Alter steigt das kindliche Risiko, später an Schizophrenie zu erkranken. Im Vergleich zu jungen Vätern, die bei der Zeugung Mitte zwanzig waren, verdoppelte sich das Risiko bei Männern zwischen 45 und 49 Jahren. Hatten die Männer schon die Fünfzig überschritten, vererbten sie ihren Kindern die genetischen Schäden mit der dreifachen Wahrscheinlichkeit. Der Zusammenhang zeigte sich unterdessen nur für Schizophrenie. Die Manifestation anderer mentaler Störungen scheint hiervon unabhängig zu sein.

Den Grund für die erhöhte Gefahr sehen die Forscher in den "altersschwachen" Vorläuferzellen für die Spermien. Denn während Frauen mit einem großen Vorrat fertiger Eizellen auf die Welt kommen, produzieren Männer ihre Samenzellen ständig neu. Mehrere hundert Mal teilen sich die Zellen und setzen sich dabei jedes Mal der Gefahr aus, dass sich Mutationen einschleichen. Doch welche Gene genau beteiligt sind, wissen die Forscher auch nach dieser Studie nicht.

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