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Delfine: Tödliche Pilzseuche begann an Land

Ein pathogener Pilz verursachte in Nordamerika schwere Lungen- und Hirnschäden bei Mensch und Tier. Abholzung und Bauarbeiten verbreiteten die Sporen vom Land bis ins Meer.
Cryptococcus neoformans

Anfang des Jahrtausends infizierte der Hefepilz Cryptococcus gattii hunderte Tiere und Menschen im Nordwesten Nordamerikas. Dutzende Delfine und Seelöwen sowie einige Menschen starben an der Infektion. Wahrscheinlich kursierte der Erreger schon früher, wie Sarah Teman von der University of California in Davis und ihr Team in »Diseases of Aquatic Organisms« berichten. Wohl schon 1997 hatte sich demnach ein Delfin in der Salish Sea zwischen Vancouver Island und dem US-Bundesstaat Washington infiziert: zwei Jahre bevor die ersten Fälle bei Menschen nachgewiesen wurden.

Ursprünglich kannte man den Pilz nur aus den Tropen und Subtropen, wo er sich im Waldboden vor allem im Umfeld von Eukalyptusbäumen findet. Wahrscheinlich gelangte Cryptococcus gattii schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den pazifischen Nordwesten, was auf seine besonders gute genetische Anpassungsfähigkeit zurückzuführen ist. Als Problem erkannt wurde er jedoch erst ab 1999. Damals erkrankten Menschen, Haus- und Wildtiere auf Vancouver Island an dem Erreger, was sich in der Folge auf das kanadische und US-amerikanische Festland ausweitete.

Warum der Pilz zu dieser Zeit in größerem Umfang problematisch wurde, ist unklar. Kahlschläge, Bautätigkeiten und andere Aktivitäten könnten damals besonders stark von Cryptococcus gattii besiedelte Regionen aufgewühlt und die Sporen verbreitet haben. Tote Meeressäuger wurden vor allem in Regionen angeschwemmt, in denen auch an Land Infektionsherde auftraten. Wind und Regen haben die Sporen daher wahrscheinlich ins Meer getragen, wo Delfine und Robben sie beim Atmen an der Wasseroberfläche aufgenommen haben.

Zu der Pilzerkrankung kommt es nur, wenn Sporen eingeatmet werden. Sie wird nicht durch Kontakte zwischen Menschen oder Menschen und Tieren verbreitet. Im Körper besiedelt der Pilz die Lunge sowie das Gehirn und greift aggressiv die Atemwege an. Die Behandlung erfolgt mit antimykotischen Medikamenten, doch endet bei immungeschwächten Menschen selbst dann noch bis zu jede vierte Infektion mit dem Tod.

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