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Wahrnehmung: Die blinde Uhr

Im menschlichen Auge erzeugen zwei Arten von Rezeptoren ein Bild der Außenwelt: Zapfen und Stäbchen. Retinale Ganglienzellen, ein weiterer Zelltyp in der Netzhaut, produzieren ebenfalls ein lichtempfindliches Pigment namens Melanopsin, sind aber nicht am Sehvorgang beteiligt. US-Forscher haben jetzt gezeigt, dass diese Zellen anhand des Lichteinfalls den circadianen Rhythmus, die innere Uhr, an den Tageslauf anpassen.

Megumi Hatori vom Salk Institute for Biological Studies in San Diego (Kalifornien) und ihre Kollegen schufen transgene Mäuse, deren Melanopsin erzeugende Ganglienzellen sie mit Diphterietoxin gezielt abtöten konnten. Der tägliche Aktivitätszyklus der Nager hat eine natürliche Periode von etwas unter 24 Stunden. Ihre innere Uhr geht also ein wenig vor, wenn sie nicht durch den natürlichen Tagesrhythmus nachjustiert wird. Diese Justierung übernehmen, wie sich nun erwies, die Melanopsin erzeugenden retinalen Ganglienzellen.

Vor deren Zerstörung lebten die Tiere ganz normal im Gleichtakt mit der Beleuchtung. Nach der Behandlung mit Diphterietoxin ließ sich ihr Aktivitätszyklus mit Licht jedoch nicht mehr beeinflussen: Die innere Uhr der Mäuse war blind geworden. Die Forscher wollen nun Beschwerden wie Jetlag oder Schlaflosigkeit, die mit Störungen der inneren Uhr zusammenhängen, durch medikamentöse Beeinflussung der Melanopsin produzierenden Ganglienzellen zu Leibe rücken.

Lars Fischer

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