Direkt zum Inhalt

Seltener Fund: DNA von ausgestorbenem Geierfalken entdeckt

2500 Jahre lang lag der Tropenvogel in seinem Wassergrab in einer unterirdischen Höhle auf den Bahamas. Jetzt haben Forschende in den Knochen ein fast vollständiges Genom vorgefunden.
Schädel des ausgestorbenen Geierfalken Caracara creightoni

Die DNA toter Vögel bleibt selten lange erhalten: Ihre Knochen brechen leicht, was den Zerfall der DNA unter Einfluss von Licht, Hitze oder Sauerstoff beschleunigt. Aber in einer neun Meter tiefen, dunklen Wasserhöhle auf der Bahama-Insel Great Abaco herrschten offenbar optimale Bedingungen. Als Jessica Oswald vom Florida Museum of Natural History genetisches Material eines dort geborgenen Tropenvogelfossils sequenzierte, fand sie in dessen Oberschenkelknochen 98,7 Prozent seines mitochondrialen Genoms. Diesen Fund beschreiben Oswald und ihr Team jetzt in der Fachzeitschrift »Molecular Phylogenetics and Evolution«.

Knochen von Geierfalken | Der DNA-Vergleich zeigt, dass der ausgestorbene Caracara creightoni (links) nah verwandt ist mit dem heutigen Caracara cheriway (rechts).

Bei dem ausgestorbenen Tropenvogel handelt es sich um einen Bahama-Geierfalken (Caracara creightoni), der sich wahrscheinlich von Kadavern und kleinen Beutetieren wie Schildkröten und Nagetieren ernährte. Die Karakara-Art starb aus, als sich die ersten Menschen in der Karibik ansiedelten und seine Nahrungsquellen dezimierten. Ihre noch lebenden Geschwister, Caracara plancus und Caracara cheriway, sind heute vor allem auf dem mittel- und südamerikanischen Kontinent zu Hause. Die gemeinsamen Vorfahren lebten bis vor rund 400 000 Jahren im Zeitalter des Pleistozän.

Karibikkarakara | Der Caracara cheriway, ein noch lebender Verwandter des ausgestorbenen Caracara creightoni, ist heute unter anderem auf Kuba, in Texas und Mexiko, in Mittelamerika und im Norden des südamerikanischen Kontinents zu Hause.

Die Wasserhöhle Sawmill Sink, aus dem das Karakara-Fossil stammt, wurde 2005 von einem Höhlentaucher entdeckt und enthielt unter anderem auch Krokodilschädel und Schildkrötenpanzer. In neun Meter Tiefe unter der Wasseroberfläche schützte eine mehrere Meter dicke schwefelwasserstoffhaltige Schicht die Fossilien vor DNA-zersetzenden Einflüssen. Da die übel riechende Masse im Kontakt mit frischem Wasser Schwefelsäure bildet, benötigen Taucher einen besonderen Schutzanzug. Aus solchen uralten Wasserhöhlen, so genannten »blue holes«, haben Forschende schon mehr als 10 000 Fossilien geborgen, darunter 60 Vogelarten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.