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Eingeschleppte Arten: Mäuse töten jetzt auch große Seevögel

Eingeschleppte Hausmäuse auf Inseln bedrohen zahlreiche Seevogelarten. Dabei attackieren und fressen sie nicht nur Eier und Küken, sondern sogar richtig große Tiere.
Zwei Wanderalbatrosse, große weiße Seevögel mit schwarzen Flügeln und rosa Schnäbeln, befinden sich vor grünem Tussock-Gras. Ein Vogel steht, der andere sitzt auf einem Nest.
Zwei Wanderalbtatrosse an ihrem Nest: Trotz ihrer Größe können sie von Mäusen getötet werden.

Millionen Seevögel brüten auf abgelegenen Inseln, wo sie sicher sind vor vierbeinigen Fressfeinden – oder besser gesagt waren: Denn auf vielen Eilanden haben Menschen Räuber wie Katzen, Ratten und Mäuse eingeführt, die seitdem Millionen junge und alte Vögel gefressen haben. Das gilt auch für Gough und Marion Island im Atlantik. Diese Inseln beherbergen wichtige Seevogelkolonien, doch auch dort bedrohen eingeschleppte Mäuse zahlreiche Arten. Dabei fallen den Nagern nicht nur der Nachwuchs der Tiere und kleine Seevögel zum Opfer; sie können selbst richtig große Exemplare erfolgreich angreifen und töten. Das zeigen Beobachtungen von Maëlle Connan von der Nelson Mandela University in Gqeberha und Co, die das Team in »Biological Invasions« publizierte.

Die Arbeitsgruppe beschreibt Funde von Gough aus dem Jahr 2021, wo drei vom Aussterben bedrohte Tristanalbatrosse (Diomedea dabbenena) mit typischen Bissspuren beobachtet wurden; später starb ein Tier daran. 2023 wiederum fanden Biologen auf Marion Island zwei verletzte und acht tote Wanderalbatrosse (Diomedea exulans), deren Verletzungen ebenfalls sehr stark für Mäuseattacken sprachen. Beide Seevogelarten gehören zu den größten flugfähigen Vögeln der Erde und galten bislang als erwachsene Tiere als relativ sicher vor den Mäusen, die sie an Größe und Gewicht um ein Mehrfaches übertreffen. Kleinere Albatrosarten fallen Mäusen dagegen bereits regelmäßig zum Opfer.

Da sie normalerweise auf nagerfreien Inseln sowie über dem offenen Meer leben, haben sich die Albatrosse allerdings nicht an die Säuger angepasst und auch keine entsprechenden Abwehraßnahmen entwickelt. Sie können sich also kaum wehren, wenn sie am Nest von den hungrigen Mäusen attackiert und schwer verletzt werden. Da Albatrosse pro Saison maximal ein Küken aufziehen, dafür jedoch lange leben, fällt der Verlust von Individuen im brutfähigen Alter stark ins Gewicht.

Connan und Co sorgen sich dehalb um den Bestand der Albatrosse: Gough ist der einzige Brutplatz für Tristanalbatrosse, Marion Island beherbergt ein Viertel des Weltbestands der Wanderalbatrosse, die beide global im Bestand bedroht sind. Selbst wenn die Mäuse die Vögel nicht direkt töten, können diese nach einem Angriff sterben, weil sie nicht mehr richtig fliegen können oder die Wunden sich infizieren.

Um die Land- und Seevögel von Gough zu schützen, versuchte man 2021 die Mäuse mit Gift auszurotten. Der Versuch dezimierte die Mäuseplage zwar drastisch, doch einige Tiere überlebten. Die Brutsaison 2022 und 2023 verlief für viele Arten daher erfolgreicher, allerdings vermehren sich die Nager bereits wieder und fressen erneut Eier sowie Küken. Ob ein neuer Ausrottungsversuch stattfindet, ist noch unklar. Auf Marion Island soll 2026 eine Bekämpfungsaktion durchgeführt werden, sofern es die dafür nötigen finanziellen Mittel gibt.

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