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Eisbären-DNA im Schnee: Genspuren in Fußspuren

In den Fährten von Wildtieren im Schnee findet sich genetisches Material. Nicht viel, aber offenbar genug, um individuelle Tiere zu identifizieren, zeigt eine aktuelle Studie.
Ein Eisbär hinterlässt Fußspuren
Manchmal erkennt man recht leicht, welches Tier hier Spuren hinterlassen hat. In anderen Fällen hilft vielleicht die Genanalyse weiter.

»Es ist besonders schwierig, teuer und zeitaufwändig, Eisbären in der Arktis zu finden, geschweige denn sie zu zählen und zu verstehen, wie sie mit dem Klimawandel zurechtkommen«, sagt Melanie Lancaster vom World Wide Fund for Nature Global Arctic Programme. Im Fachblatt »Frontiers in Conservation Science« haben sie und ihr Team nun ein Verfahren erprobt, wie man einfacher an Populationsdaten gelangen könnte – ohne dass man dazu die Tiere selbst beobachten muss: In den Fußspuren der Tiere bleibe ausreichend DNA aus abgestorbenen Zellen hängen, um einzelne Tiere zu identifizieren.

Die Fachleute um Micaela Hellström von der privaten Forschungsfirma MIX Research Sweden in Uppsala sammelten den Schnee rund um die Fährten alaskischer Eisbären und schwedischer Luchse. Mit Proben von Tieren, die in Gefangenschaft leben, stellten sie sicher, dass sich aus den in freier Wildbahn gewonnenen Genproben tatsächlich auf die Identität des Tiers schließen lässt.

Insgesamt beprobten sie 24 Spuren wilder Eisbären und 44 Spuren wilder Luchse. Das Team schmolz und filterte den Schnee, um die so genannte Umwelt-DNA (eDNA, environmental DNA) aufzusammeln. Anschließend führte es eine Mikrosatellitenanalyse durch. Dieses Verfahren ist geeignet, um die Identität eines Lesewesen zu bestimmen. Aus 87,5 Prozent der wilden Eisbärspuren und 59,1 Prozent der wilden Luchsspuren gewannen die Forscher Kern-DNA. In 13 Spuren wild lebender Eisbären genotypisierten sie 12 verschiedene Tiere.

In den Fußspuren nach tierischer DNA zu suchen, sei noch weniger invasiv, als im Kot der Tiere danach zu fahnden, schreibt die Gruppe in einer Pressemitteilung. Denn gerade Tiere, die mit ihrem Kot ihr Territorium markieren, könnten durch Forschungsteams gestört werden, die sich ebenfalls für die Losung interessieren. Zudem sei die DNA in den Spuren besser erhalten als in den Fäkalien. Das gilt allerdings wohl nur für die polaren Gebiete.

Dass Genspuren in der Umwelt fast ebenso aufschlussreich sein können wie das direkte Beproben eines Tiers, hat sich schon in anderen Bereichen gezeigt. Sogar in der Luft sind Fachleute auf die genetischen Spuren von Tieren in der Umgebung gestoßen: Mehrere hundert Meter von einem Zoo entfernt konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Anwesenheit exotischer Tierarten nachweisen (mehr dazu auf »Spektrum.de«: »Ein Hauch von Nashorn«).

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