Direkt zum Inhalt

Ökologie: Flusspferd bekommt Hunger auf Fleisch

Löwen töten eine Antilope; so weit, so unspektakulär. Doch kurz danach kommt Leben in die Szene: mit Hyänen, einem Krokodil - und einem hungrigen Flusspferd.
Flusspferde

John und Linda Marais wollten gerade ihr Abendessen zu sich nehmen, als sie im Umfeld der Nyati Lodge etwas bemerkten. Das war nicht verwunderlich: Schließlich befindet sich die Anlage innerhalb des wildreichen Mana Pools National Park im nördlichen Simbabwe. Im Licht ihrer Taschenlampen sahen sie dann einen Elenantilopenbullen, der zu einem nahen Wasserloch marschierte. Um ihn nicht weiter zu irritieren, löschten die beiden Touristen ihre Lichter, wie sie auf der Facebook-Seite des Nationalparks berichten (dort auch mit Video). Doch dann entwickelte sich das wahrscheinlich spektakulärste Ereignis ihrer Safari. Denn kurze Zeit später hörten sie lautes Getümmel aus der Richtung, in die der Pflanzenfresser marschiert war. Im neu angestrahlten Lichtkreis tauchte der Bulle auf, der von Löwen attackiert wurde. Seine Schreie lockten ein Rudel Hyänen an, das sich rasch näherte.

Das Ehepaar zog sich deshalb zurück und fuhr mit seinem Wagen näher an die kämpfenden Tiere heran, um die Szene zu beobachten. Der Todeskampf der Antilope dauerte 20 Minuten, dann erlag sie den beiden angreifenden Löwinnen und einem jungen Männchen. Die drei Raubkatzen begannen sogleich zu fressen, unterbrochen nur von kurzen Scheinattacken, um die Hyänen abzuhalten, die ebenfalls an der Beute teilhaben wollten. Kurze Zeit später näherte sich schließlich eine dritte Partei: Ein Nilkrokodil aus dem nahen Gewässer wollte ebenfalls mitfressen, wurde aber noch vor dem Ziel von den Hyänen vertrieben. Gegen einen weiteren Besucher konnten dann allerdings weder die Löwen noch die Hyänen etwas ausrichten: Ein Flusspferd gesellte sich schließlich zur Truppe – um Blut zu lecken. Die Marais' beobachteten sogar, wie das Tier versuchte, ein Stück Fleisch von der Elenantilope zu beißen, was aber an seinem ungeeigneten Gebiss scheiterte.

Das Verhalten der als Pflanzenverwerter bekannten Flusspferde ist nicht völlig ungewöhnlich. Immer wieder gibt es Berichte aus afrikanischen Naturschutzgebieten, in denen die Dickhäuter Fleisch fressen, obwohl sie dieses eigentlich nicht verdauen können. Unklar ist jedoch noch, warum sie trotzdem versuchen, tierische Kost zu fressen. Manche Wissenschaftler vermuten, dass sie vor allem in Mangelzeiten zugreifen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Während der Trockenzeit sind Gräser und andere Pflanzen wahrscheinlich zu wenig gehaltvoll, weshalb die Flusspferde sogar Aas fressen, um ihren Bedarf zu decken.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.