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Indonesien: Genetische Anpassung hilft Seenomaden beim Tauchen

Auch Menschen können offenbar ans Tauchen angepasst sein: Das belegt nun eine Untersuchung am Volk der Bajau.
Bajau-Taucher jagt unter Wasser Fische

Die Mitglieder der Volksgruppe der Bajau sind vor allem für ihren langen Atem bekannt: Die Seenomaden, die in der Nähe der Inseln des Malaiischen Archipels leben, sind Meister im Apnoetauchen, da sie auch ohne Pressluft minutenlang unter Wasser bleiben und in Tiefen von bis zu 70 Metern vordringen können. Auf diesem Weg jagen sie etwa mit Speeren bewaffnet unter Wasser Fische. Unterstützend wirkt dabei anscheinend eine spezielle genetische Anpassung, die ihnen wahrscheinlich eine vergrößerte Milz beschert, wie ein Team um Melissa Ilardo im Fachmagazin »Cell« berichtet.

Ilardo, damals an der Universität in Kopenhagen, und ihre Kollegen untersuchten in Indonesien sowohl Mitglieder der Bajau als auch deren an Land lebende Nachbarn. Ultraschallaufnahmen offenbarten, dass die Bajau im Mittel eine um 50 Prozent größere Milz besaßen als die übrigen Teilnehmer. Die Milz spielt eine Rolle bei der Tauchantwort des menschlichen Körpers: Taucht dieser in kaltes Wasser, zieht sich das Organ zusammen. Dabei werden mit Sauerstoff angereicherte rote Blutkörperchen frei gegeben, was den Sauerstoffgehalt im Blut kurzfristig um bis zu neun Prozent erhöhen kann und die Tauchzeit entsprechend verlängert, schreiben die Forscher. Bei Tierarten wie Weddellrobben, die für ausgiebige Tauchgänge bekannt sind, sei ebenfalls oft eine überproportional große Milz zu finden, so Ilardo.

Da die Wissenschaftler auch bei Bajau, die in ihrem Alltag gar nicht tauchten, auf eine vergrößerte Milz stießen, analysierten sie zusätzlich das Erbgut der Seenomaden. Dabei stießen sie auf ein Gen namens PDE10A, das zwar bei den Vertretern der Bajau vorkam, nicht jedoch bei der Kontrollgruppe. Forscher vermuten, dass das Gen die Konzentration des Schilddrüsenhormons Thyroxin beeinflusst, welches zumindest bei Nagern mit der Größe der Milz in Verbindung zu stehen scheint, wie Tierstudien nahelegen.

Ilardo und ihr Team sind daher überzeugt, auf die erste genetische Anpassung an das Tauchen bei Menschen gestoßen zu sein. Diese habe sich vermutlich infolge des ungewöhnlichen marinen Jäger-und-Sammler-Lebensstils der Bajau entwickelt. Der nächste Schritt sei nun, Mitglieder von anderen Seenomadenvölkern zu untersuchen und zu schauen, ob sich bei ihnen ebenfalls eine vergrößerte Milz und das PDE10A-Gen finden lassen.

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