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Klimawandel: Gletscherschmelze auf Grönland beschleunigt sich enorm

Neue Messdaten zeigen: Die grönländischen Gletscher schrumpfen heute fünfmal so schnell wie noch in den 1980er Jahren.
Eine Abbruchkante aus Eis am Rande der Tundra markiert den Rand des grönländischen Inlandeises.
Einer neuen Untersuchung zufolge tauen die küstennahen Gletscher Grönlands beschleunigt ab.

Das Abschmelzen der grönländischen Gletscher hat in den zurückliegenden 20 Jahren dramatisch an Fahrt aufgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um Laura Larocca von der Northwestern University in Evanston, USA. Das Team hat alte Luftaufnahmen aus dem Dänischen Nationalarchiv sowie Satellitenbilder ausgewertet und so ermittelt, wie sich die Längen von mehr als 1000 küstennahen Gletschern Grönlands während der letzten 130 Jahre verändert haben. Demnach schwindet das Eis heute etwa fünfmal so schnell wie noch in den 1980er und 1990er Jahren. Die Wissenschaftler berichten darüber im Fachblatt »Nature Climate Change«.

Es ist schon lange bekannt, dass Grönlands Gletscher infolge des Klimawandels unter Druck stehen. Unklar war bislang aber das Ausmaß des Problems, weil es nur relativ wenige aussagekräftige Messdaten gibt, die in die Zeit vor der satellitengestützten Bildgebung zurückreichen. Larocca & Co haben deshalb neben Satellitenfotos auch 200 000 alte Luftaufnahmen aus dem Dänischen Nationalarchiv gesichtet, die einst gemacht wurden, um Landkarten anzufertigen. Zusammengenommen überspannen die Bilder den Zeitraum der zurückliegenden 130 Jahre.

Die Auswertungen ergaben, dass in den 1980ern und 1990ern die Gletscher im Mittel um fünf Meter pro Jahr schrumpften. Während der ersten beiden Jahrzehnte dieses Jahrhunderts hat sich der Rückgang erheblich beschleunigt und liegt nun bei 25 Metern jährlich. Von der Eisschmelze betroffen sind alle untersuchten Gebiete entlang der gesamten Küste Grönlands. Nach Ansicht der Fachleute zeigt das deutlicher als je zuvor, welchen Einfluss der Klimawandel auf diese Regionen hat: »Das Abschmelzen aller Gletscher [dort] ist in vollem Gange, es gibt keinen Zweifel mehr«, äußert Anders Bjørk, einer der beteiligten Forscher, in einer einschlägigen Pressemitteilung.

Ökosysteme im Wandel

Paradoxerweise führt das Tauen auf Grönland dort langfristig zu Wassermangel. Denn je mehr die Gletscher schrumpfen, umso weniger Schmelzwasser liefern sie, das die Ökosysteme speist – was zu ökologischen Veränderungen führt. Das kann sogar die Energieversorgung gefährden, etwa wenn sich Wasserkraftwerke nur noch eingeschränkt betreiben lassen, weil Schmelzwasserflüsse versiegen.

Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass sich ihren Erkenntnissen auch etwas Positives abgewinnen lasse. Erkennbar sei, dass das grönländische Eis sehr schnell auf den Klimawandel reagiere. Würden die Treibhausgasemissionen reduziert und damit die globale Erwärmung gebremst, sollte das den Gletscherschwund folglich in absehbarer Zeit verlangsamen.

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