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Risikoanalyse: Hausgeburten so sicher wie Krankenhausgeburten?

Die Auswertung von einer halben Million Hausgeburten legt nahe: Wo keine Komplikationen zu erwarten sind, verläuft eine Hausgeburt genauso sicher wie in der Klinik.
Hausgeburt im Planschbecken

Wenn bei einer Hausgeburt plötzlich Probleme auftreten, ist der Weg zu den Spezialisten der nächsten Klinik mitunter weit. Deshalb warnen manche Geburtshilfe-Experten davor, ein Kind in den eigenen vier Wänden auf die Welt zu bringen. Diese Sorge sei jedoch unberechtigt, argumentieren nun Wissenschaftler, nachdem sie systematisch Daten zu insgesamt einer halben Million geplanten Hausgeburten ausgewertet haben. Das Risiko eines kindlichen Todesfalls sei bei Hausgeburten nicht höher als bei Geburten, die im Kreißsaal einer Klinik stattfinden, schreiben sie im Medizinerfachblatt »The Lancet«. Das gelte zumindest in Fällen, in denen vor der Geburt keine Komplikationen zu erwarten waren.

Für ihre Datenanalyse werteten die Wissenschaftler um Eileen K. Hutton von der kanadischen McMaster University in Ontario insgesamt 14 internationale Studien aus, die sie nach strengen, vorab festgelegten Qualitätskriterien ausgewählt hatten. Betrachtet wurde vorrangig, ob das Neugeborene unter der Geburt oder in den ersten Lebenswochen verstarb oder nicht. Die Forscher berücksichtigten zudem, wie gut die Hebammen in dem betreffenden Land in das offizielle Gesundheitssystem integriert sind. Außerdem schlüsselten sie die Ergebnisse danach auf, ob es sich um Erstgeburten handelte oder die Gebärende schon mehrere Kinder zur Welt gebracht hatte. Beide Faktoren hätten allerdings keinen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis gehabt.

Mit ihrer Metastudie wollen Hutton und Kollegen internationalen Gesundheitsbehörden eine systematische Datengrundlage für ihre Empfehlungen zur Verfügung stellen. Die Frage, ob Hausgeburten so sicher sind wie solche in der Klinik, wurde schon in zahlreichen Studien untersucht. Allerdings leiden viele dieser Untersuchungen unter einer geringen Stichprobengröße oder methodischen Schwächen, ergab der Überblick von Hutton und Co. Daten aus Deutschland flossen in die aktuelle Studie nicht ein. Auch hier zu Lande gilt die Empfehlung, dass gegen eine geplante Hausgeburt unter Betreuung einer Hebamme nichts spricht, sofern keine Komplikationen zu erwarten sind. Nach Angaben des Vereins Gesellschaft zur Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe liegt die Zahl der Hausgeburten zwischen einem und zwei Prozent und damit in der Größenordnung von 10 000 Geburten jährlich.

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