Direkt zum Inhalt

Spektakulärer Fund: Neun Neandertaler aus Mittelitalien

Erst lebten Neandertaler über Jahrtausende in einer Höhle in Mittelitalien, dann kam ein Erdrutsch und isolierte die Höhle vom Rest der Welt. Jetzt finden Forscher in dieser Zeitkapsel aus der Vergangenheit Knochen von gleich neun Höhlenmenschen.
Schädelfragment eines Neandertalers

Die Überreste von gleich neun Neandertalern haben Wissenschaftler bei Ausgrabungen in der Guattari-Höhle in Mittelitalien gefunden, berichtet das italienische Kulturministerium. Die Höhle wird seit 2019 erforscht, zuvor hatten Ausgräber schon die Knochenfragmente von zwei Neandertalern ausgegraben. Bereits 1939 waren in der Nähe die Knochen eines Neandertalers entdeckt worden. Das Alter der neuen Funde belegt, dass die Frühmenschen über viele Jahrtausende hinweg und vielleicht schon vor 100 000 Jahren in Mittelitalien gelebt hatten.

In der Fundhöhle waren die nun beschriebenen Neandertalerüberreste – unter anderem Schädelfragmente und Teile von Kieferknochen – womöglich seit 60 000 Jahren von der Außenwelt abgeschlossen und blieben ungestört gut erhalten. Die Analyse zeigt, dass Flora und Fauna vor dem Höhlenbereich konserviert wurden, was einen guten Einblick in die Ökologie der Zeit erlaubt, berichtet das Wissenschaftlerteam von der Universität Tor Vargata in Rom und weiteren Forschungseinrichtungen aus Italien. Die im bisher unerschlossenen Bereich gefundenen Knochen gehörten zu sieben männlichen Erwachsenen und einer Neandertalerin sowie einem Jugendlichen oder Kind. Sie haben der Datierung zufolge zu unterschiedlichen Zeiten gelebt und sind zwischen 50 000 und 68 000 Jahre alt, wobei ein Neandertaler womöglich sogar schon vor 100 000 Jahren gestorben ist.

Die Ausgrabungen in der italienischen Höhle
In der Guattari-Höhle in Mittelitalien haben Forscher die Überreste von gleich neun Neandertalern gefunden – mitsamt Spuren der unterschiedlichen Besiedlung des Höhlensystems.

Im Höhlensystem haben die Forscher neben den Neandertalerspuren auch Pollen, Holzkohle, teils angekohlte Knochen und die Überreste von Tieren wie Elefanten, Höhlenbären, Wildpferden und Auerochsen gefunden und untersucht. Die Bewohner der Guattari-Höhle hatten den Spuren zufolge wohl tatsächlich Herdfeuer zur Zubereitung von Jagdbeute unterhalten, schlussfolgern die Wissenschaftler. Die zuletzt im abgeschlossenen Teil aufgefunden Tier- und Menschenknochen könnten allerdings auch die Reste der Beute von tierischen Räubern gewesen sein: Es ist denkbar, dass Hyänen den Höhlenbereich bewohnt haben und bis vor 50 000 Jahren hier ihre Beute hineinschleppten und verspeisten, spekuliert Mario Rolfo von der Univesität Tor Vergata gegenüber dem britischen »Guardian«.

Frühe Neandertaler haben vor etwa 400 000 Jahren damit begonnen, ganz Eurasien vom Atlantik bis zum Ural zu besiedeln. Sie haben zumindest in einigen Regionen auch noch nach dem Vordringen des modernen Menschen mit diesem zusammen überlebt. Vor vielleicht rund 40 000 Jahren sind die Neandertaler dann ausgestorben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.