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Insomnie: Schlechter Schlaf, hartnäckige Zwänge

Bei manchen Betroffenen erweist sich eine Zwangsstörung als besonders hartnäckig. Nun fanden Forscher Hinweise darauf, dass Schlafprobleme ein Grund dafür sein könnten.
Frau liegt schlaflos im Bett und schlägt die Hände vors Gesicht.
Schlechter Schlaf verringert die Selbstkontrolle – und könnte es so auch erschweren, Zwangsgedanken und -handlungen zu unterdrücken.

Die Therapie von Zwangsstörungen ist nicht immer von Erfolg gekrönt: Typischerweise hat nur rund die Hälfte der Betroffenen nach einer Behandlung die Erkrankung überwunden. Das gilt für etablierte Therapiekonzepte ebenso wie für viel versprechende neue Behandlungsansätze, darunter die transkranielle Magnetstimulation. Warum aber profitieren manche Zwangspatienten von einer Therapie und andere nicht? Ein wichtiger Grund dafür könnten Schlafstörungen sein, wie nun eine Studie an der Universität von Amsterdam ergab.

Das Team um die Neurowissenschaftlerin Priya Gajadien untersuchte Patientinnen und Patienten mit einer Zwangsstörung, die mit repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) behandelt wurden. Bei dieser Methode erzeugt eine außen an den Schädel angelegte Spule ein starkes pulsierendes Magnetfeld, das Signale in den Nervenzellen der Hirnrinde auslöst. So lässt sich die neuronale Erregbarkeit in ausgewählten Hirnregionen verändern. Im Fall einer Zwangsstörung versucht man unter anderem jene Areale zu beeinflussen, die mit der Kontrolle von Emotionen und Verhalten in Verbindung stehen.

Die 61 Studienteilnehmer erhielten zehn solcher rTMS-Sitzungen zusätzlich zu ihrer regulären Behandlung, bestehend aus kognitiver Verhaltenstherapie und/oder serotonerg wirksamen Antidepressiva. Ähnlich wie in vorangegangenen Untersuchungen erreichten etwa 50 Prozent der Patienten eine deutliche Besserung ihrer Zwangsstörung, definiert als eine Verringerung der Symptome um mindestens ein Drittel. Dabei ließ sich durch das Ausmaß der Schlafprobleme, unter denen die Versuchspersonen litten, zum Teil vorhersagen, wie gut sie auf die Therapie ansprachen: Wer zu Beginn der Studie über eine schlechtere Schlafqualität berichtet hatte, nach dem Hinlegen länger zum Einschlafen brauchte und nachts öfter wach lag, der hatte geringere Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung. Gleiches galt für Probanden, die über starke Müdigkeit tagsüber auf Grund ihrer Schlafprobleme klagten.

Wer schlecht oder nicht ausreichend schläft, könne Zwangsgedanken und -handlungen grundsätzlich schlechter unterdrücken, erklären die Forscherinnen und Forscher – denn Müdigkeit verringert die mentale Selbstkontrolle. Es sei daher wichtig, Schlafstörungen in der Therapie frühzeitig zu erfassen und bei Bedarf entweder zuerst oder zeitgleich mit der Zwangsstörung zu behandeln. Das ist den Autoren zufolge oft vergleichsweise einfach und ohne Nebenwirkungen möglich und kann einer erfolgreichen Behandlung der Zwangsstörung den Weg bereiten. So helfe beispielsweise eine Lichttherapie bei Störungen des zirkadianen Rhythmus, und mit der Vermittlung einfacher Schlafhygiene sowie kognitiver Verhaltenstherapie erziele man bei Insomnie gute Erfolge.

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