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Extremwetter: Jahreswende bringt außergewöhnliche Temperaturrekorde

Um fast vier Grad Celsius schlug Deutschlands neuer Silvester-Temperaturrekord die alte Höchstmarke. Europa verzeichnet derzeit eine in Ausmaß und Stärke einzigartige Wetteranomalie.
Skilift ohne Schnee.
Skigebiete, in denen der einzige Schnee aus der Schneekanone kommt – dieser Anblick wird durch den Klimawandel immer häufiger. Besonders in tiefen Lagen ist es regelmäßig zu warm.

Ein ungewöhnliches Wetterjahr endet mit extremer Wärme. Um fast vier Grad Celsius schlägt der neue Temperaturrekord zu Silvester den bisherigen Höchstwert. Im bayrischen Wielenbach maß der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Temperatur von 20,8 Grad Celsius, der bisherige Rekord von 17,0 Grad stammte noch aus dem Jahr 1961. Drei weitere Stationen, darunter München, maßen ebenfalls 20 Grad Celsius und mehr. Ursache der hohen Temperaturen ist eine Strömung aus Südwesten, die sehr milde Luft aus dem subtropischen Ostatlantik nach Nordosten in Richtung Mittel- und Osteuropa führt.

Der Jetstream schlägt über dem Atlantik einen weiten Bogen nach Süden und umschließt eine Tiefdruckzone, die das Azorenhoch nach Osten über den Mittelmeerraum verdrängt hat. Zwischen diesen beiden führt der Jetstream über Westeuropa wieder Richtung Skandinavien, so dass polare Luft nicht nach Deutschland gelangen kann. Stattdessen strömt warme Luft aus dem Gebiet der Kanaren bis nach Südskandinavien und Osteuropa, während die Ausläufer der Tiefdruckgebiete über dem Atlantik besonders im Nordwesten Regen und böige Winde bringen. Diese Wetterlage ist jener sehr ähnlich, die schon den Jahreswechsel 2021/22 ungewöhnlich warm gemacht hatte.

Auch im Rest Europas war der Jahreswechsel außergewöhnlich mild. So meldeten am 1. Januar gleich mehrere Länder die höchsten jemals gemessenen Januartemperaturen, zum Beispiel Dänemark mit 12,6 Grad Celsius und Tschechien mit 19,6 Grad Celsius. In Warschau übertraf die Temperatur den bisherigen Rekord um 5,1 Grad. Fachleute sehen die hohen Temperaturen über eine so große Region hinweg als absolute Ausnahmeerscheinung selbst in einem von extremen Wetterereignissen geprägten Jahr. Die Wärme sei »wirklich beispiellos in den modernen Aufzeichnungen«, schreibt etwa der britische Meteorologe Scott Duncan. Allerdings passt das Wetterereignis zum allgemeinen Trend. In den letzten 30 Jahren hat sich Europa mehr als doppelt so schnell erwärmt wie die Welt insgesamt.

In Deutschland war 2022 gleichauf mit 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnung. Nach Angaben des DWD wurde der vorherige Temperaturrekord von im Durchschnitt 10,5 Grad eingestellt. Ob es sogar das wärmste Jahr war, soll eine detaillierte Auswertung der Wetterdaten zeigen. Es war 2,3 Grad wärmer als der Durchschnitt der Referenzperiode von 1961 bis 1990 und 1,2 Grad über dem Durchschnitt des Zeitraums von 1991 bis 2020. Außerdem war 2022 in Deutschland mit einem Regendefizit von rund 15 Prozent ungewöhnlich trocken. Im Sommer fielen sogar rund 40 Prozent weniger Regen als in einem normalen Jahr; zunehmender Wassermangel besonders in den Sommermonaten gilt als sehr wahrscheinliche Folge des Klimawandels.

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