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Worst-Case-Szenario: Katastrophale Schweineseuche in China aufgetaucht

Die tödliche, hochansteckende Afrikanische Schweinepest verbreitet sich in China. Fachleute fürchten, dass sie nicht mehr aufzuhalten ist. Die Folgen wären wohl dramatisch.
Schweine-Intensivmastbetrieb in den USA

Eines der gefährlichsten Tierseuchen-Szenarien der Welt ist wohl Realität: Die Afrikanische Schweinepest, eine hochansteckende, oft tödliche Infektionskrankheit, breitet sich unkontrolliert in der größten Schweinepopulation der Welt aus. Bereits drei Ausbrüche an mehrere hundert Kilometer voneinander entfernten Orten im Nordosten Chinas meldete das chinesische Landwirtschaftsministerium seit dem 1. August. Die Krankheit ist für Menschen harmlos, aber für Schweine sehr tödlich, und sie verbreitet sich leicht weiter. Angesichts der enormen Größe von Chinas Schweinepopulation hätte eine landesweite Epidemie dramatische Ausmaße: Etwa 430 Millionen Stück Borstenvieh leben im Land, ein Teil davon auf kleinen privaten Höfen oder in Gärten.

Eine Seuche wie die Afrikanische Schweinepest ist unter diesen Bedingungen nur sehr schwer aufzuhalten, zumal das Virus sehr widerstandsfähig ist. Die Krankheit kam vermutlich schon Anfang des Jahres mit infizierten Schweineprodukten oder Futtermitteln ins Land, genetische Analysen deuten auf Russland als Ursprung des Erregerstamms. Es übersteht Hitze und bleibt in Fäkalien, toten Tieren und sogar Produkten wie Würstchen über Wochen aktiv; dadurch reist es mit Tiertransporten über hunderte oder gar tausende Kilometer. Zusätzlich können Zecken und wilde Schweine das Virus verbreiten. Wenn die Behörden auf einen Ausbruch aufmerksam werden, ist die Infektion womöglich schon auf dem Weg in die nächste Provinz.

Nun fürchten Fachleute, dass das Virus nicht mehr in den Griff zu bekommen ist – trotz aggressiver Maßnahmen der Regierung. Medikamente oder einen Impfstoff gibt es nicht, infizierte Tiere werden deswegen samt ihrer Herden getötet. Mehr als 10 000 Schweine aus Herden mit infizierten Tieren ließ die Regierung deswegen vernichten, bisher ist aber nach offiziellen Angaben erst einer der Ausbrüche unter Kontrolle. Mit großzügigen Entschädigungsangeboten versuchen die Behörden zu verhindern, dass kranke Schweine geschlachtet und verkauft werden. Doch man wisse nicht, ob man mit diesem Ansatz auch kleine Betriebe oder gar Kleinbauern erreicht, geben Fachleute der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu bedenken. Es sei außerdem nahezu unmöglich, die Transportwege von Tieren und Produkten in der extrem vielfältigen chinesischen Lebensmittelversorgung nachzuvollziehen.

Viel steht auf dem Spiel. Schon die wirtschaftlichen Schäden durch eine landesweite Seuche wären immens. Wegen der Bedeutung des Schweinefleisches als Proteinquelle bedroht die Schweinepest allerdings auch direkt die Lebensmittelversorgung. Auf anderen Kontinenten wären wohl ebenfalls Auswirkungen zu spüren: Wegen der schieren Größe des chinesischen Markts und der Widerstandsfähigkeit des Erregers bedroht der Ausbruch in China Schweinepopulationen weltweit, nicht zuletzt in Deutschland. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Krankheit in China endemisch wird – und die Krise damit chronisch.

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