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Nahrungskette: Löwen »ertränken« Büffelherde

Afrikanische Büffel sind für Löwen eine gefährliche, aber auch lohnende Beute. Wie dramatisch eine Jagd ausgehen kann, zeigen hunderte tote Tiere in Botswana.
Löwe bei der Jagd auf Afrikanische Büffel

Der Chobe-Nationalpark in Botswana ist berühmt für seine riesigen Herden an Elefanten und Afrikanischen Büffeln (Syncerus caffer), die nicht nur Touristen, sondern auch andere Fleischfresser wie Löwen anlocken. Wenn diese die eigentlich wehrhaften Rinder jagen, kann dies in Dramen enden, wie ein aktuelles Beispiel zeigt: Das Umweltministeriums des Landes berichtet, dass rund 400 Büffel im Fluss Chobe ertrunken sind, nachdem sie sehr wahrscheinlich von einem Rudel Löwen gejagt wurden. Die »außergewöhnlich große Büffelherde« habe auf der botswanischen Seite des Flusses gegrast, bevor sie in wilder Flucht ins Wasser stürzten. »Viele Hinweise sprechen dafür, dass Löwen ihnen nachstellten«, so das Ministerium in einer Stellungnahme. Das namibische Ufer ragt an der Stelle steil empor, so dass die Tiere es nicht erklimmen konnten und ertranken oder von nachfolgenden Büffeln totgetrampelt wurden.

Presseberichten zufolge soll sich das Massensterben in der Nacht von Dienstag, 6. November, auf Mittwoch ereignet haben. Ein Großteil der Kadaver wurde in der Zwischenzeit geborgen – verwertbare Tiere soll die lokale Bevölkerung erhalten haben, um Fleisch und Häute zu bekommen. Für den Büffelbestand des Parks spielt das Ereignis kaum eine Rolle: Er gehört zu den größten Afrikas. Zudem kommt es immer wieder zu derartigen Ereignissen, die auch eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen, den Bestand kontrollieren und über den Aas viele weitere Arten ernähren.

Wie groß der Einfluss dieser Großereignisse ist, zeigt eine Studie an Gnus in Ostafrika, die alljährlich von der tansanischen Serengeti über den Fluss Mara nach Kenia wandern. Beim Überqueren des Flusses sterben mitunter tausende Tiere: Ein Teil der Kadaver wird dann direkt von Krokodilen, Fischen oder landlebenden Aasfressern wie Geiern, Hyänen, Schakalen oder Marabus verwertet. Die große Masse verrottet jedoch einfach und setzt direkt enorme Mengen Stickstoffverbindungen, Phosphate und andere Nährstoffe im Wasser frei, von denen die Nahrungskette im Fluss profitiert – von Algen bis hin zu Fischen und Krokodilen. Die Hausse hält nicht nur die ersten zwei bis zehn Wochen an, während deren das weiche Gewebe zersetzt wird. Die Knochen der Gnus zerfallen über mehrere Jahre hinweg und führen dem Ökosystem damit langfristig vor allem Phosphate zu – immerhin macht das Skelett ungefähr die Hälfte der Gnu-Biomasse aus. Ohne diese Todesfälle fehlten dem Ökosystem langfristig zahlreiche Nährstoffe und es würde sich verändern.

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