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Megafauna: Australiens verlorene Panzerechse

Die Tierwelt des Fünften Kontinents ist einzigartig, obwohl viele Spezies nach Ankunft der Menschen ausstarben. Davon betroffen waren auch Reptilien. Das zeigt ein neuer Fund.
Nahaufnahme einer Tannenzapfenechse
Tannenzapfenechsen gehören zu den Skinken und ähneln der ausgestorbenen Art, sind aber kleiner und leben bis heute in Teilen Australiens. Manche Vertreter zeichnen sich durch eine teilweise oder gänzlich blaue Zunge aus.

Bis vor 50 000 Jahren tummelte sich in Australien ein wahres Bestiarium großer Tiere: Nashorngroße Wombats zogen ebenso durchs Outback wie riesige Kängurus, die von Beutellöwen gejagt wurden, und Megagänse mussten sich vor Riesenechsen in Acht nehmen. Doch bald nach der Ankunft der ersten Menschen starben die meisten dieser Arten aus; immer wieder entdecken Wissenschaftler neue Spezies. Mike Lee von der Flinders University und sein Team fügen nun dieser Vielfalt einen weiteren Baustein bei: In den »Proceedings of the Royal Society B« beschreiben sie eine Art Megaskink, der deutlich größer war als alle bekannten heutigen Arten.

Die Frangens-Tannenzapfenechse (Tiliqua frangens) wog zwei Kilogramm und erreichte eine Länge von mindestens 60 Zentimetern und war damit mindestens um die Hälfte größer als die überlebenden Tannenzapfenechsen (Tiliqua rugosa). Der Körper der verschwundenen Echse war zudem dick mit stacheligen Platten gepanzert und besaß einen breiten, wuchtigen Kopf. Ähnlich wie ihre heutige Verwandtschaft wies sie vielleicht auch eine blaue Zunge auf, spekulieren die Forscher. Womöglich nahmen die Echsen die ökologische Rolle kleiner Landschildkröten ein, die es in Australien nicht gibt: Sie ernährten sich ähnlich wie diese Tiere und bewegten sich wohl eher sehr langsam.

Die Arbeitsgruppe musste für ihre Studie die verfügbaren Fossilienbruchstücke wie ein Puzzle zusammensetzen: Sie stammten aus unterschiedlichen Ausgrabungen, die 1995 und 2008 stattfanden, und wurden ursprünglich verschiedenen Spezies zugeschrieben. Erst 2016 entdeckte das Paläontologenteam der Flinders University weitere Fossilien in der Cathedral Cave 200 Kilometer westlich von Sydney: Sie stachen nicht nur wegen ihrer Größe hervor, sondern trugen auch die charakteristische Panzerung. In diese Teile fügten sich dann die vorherigen Elemente so gut ein, dass die Wissenschaftler inzwischen von einer einzigen Art ausgehen.

Ein Vergleich mit ähnlichen Versteinerungen zeigte, dass die Frangens-Tannenzapfenechse sogar relativ häufig in paläontologischen Sammlungen vorhanden ist und in Ostaustralien weit verbreitet war. Sie existierte mindestens schon vor zwei Millionen Jahren und starb vor etwa 47 000 Jahren wie viele andere Arten der australischen Megafauna aus. Die genauen Gründe dafür sind noch nicht völlig aufgeklärt: Neben direkter Bejagung durch Menschen spielen wahrscheinlich auch veränderte Ökosysteme eine Rolle, etwa weil die Aborigines ein neues Feuerregime ins Land brachten. Zudem könnten sich die klimatischen Bedingungen nachteilig für die Fauna entwickelt haben.

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