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Vögel: Gigantischer Adler beherrschte Australiens Luftraum

Ein Großteil der australischen Tierwelt ist leider in geologisch junger Vergangenheit ausgestorben. Darunter befand sich auch ein wahrer Herrscher der Lüfte.
Keilschwanzadler am Aas
Keilschwanzadler sind die größten, heute noch lebenden Greifvögel Australiens. In der Vergangenheit existierten hier jedoch noch wuchtigere Arten.

Australische Keilschwanzadler (Aquila audax) sind ein beeindruckender Anblick, wenn sie über dem Outback kreisen oder tote Kängurus von der Straße zerren, um daran zu fressen: Bei der Art handelt es sich um den größten heute noch lebenden Greifvogel des Fünften Kontinents. Knochenfunde zeigen aber, dass die Keilschwanzadler bis vor wenigen zehntausend Jahren beachtliche Konkurrenten hatten. Ellen Mather von der Flinders University und ihr Team berichten im »Journal of Ornithology« von Knochenfunden einer Adlerart, die zu den gewaltigsten Greifvögeln der Erde gehört haben dürfte – zumindest nach heutigem Kenntnisstand.

»Gaffs kraftvoller Adler« (Dynatoaetus gaffae) war laut der Analyse eng mit den Altweltgeiern und dem Philippinenadler verwandt, die ebenfalls zu den größten Greifvögeln gehören. Mit einer Flügelspannweite von mehr als drei Metern übertraf er die heutigen Bartgeier und womöglich auch noch den Andenkondor, die zu den größten flugfähigen Vögeln zählen. Nur einige wenige andere ausgestorbene Greifvögel wie der neuseeländische Haast-Adler übertrumpften (Dynatoaetus gaffae) noch. Der Haast-Adler jagte die gigantischen Moas, und verschiedenen Maori-Legenden zufolge soll er sogar Kinder erbeutet und in sein Nest getragen haben.

Erste Fossilien des Vogels wurden laut Mather und Co bereits zwischen 1956 und 1969 entdeckt, doch erst weitere Expeditionen 2021 schlossen mit Knochenfunden Lücken im Skelettbau und ließen Rückschlüsse auf die wahre Größe des Tiers zu. »Es hatte riesige, bis zu 30 Zentimeter breite Klauen im Durchmesser, mit denen es leicht ein junges Riesenkänguru, einen großen flugunfähigen Vogel oder andere Arten der ausgestorbenen Megafauna aus dieser Zeit hätte erlegen können, darunter die Jungtiere von Diprotodon, dem größten Beuteltier der Welt, und des Riesenwarans Varanus priscus«, sagt der an der Studie beteiligte Trevor Worthy.

Zusammen mit der 2022 beschriebenen Geierart Cryptogyps lacertosus belegt der Adler, dass Australiens Megafauna in der Luft ebenso artenreich gewesen sein könnte wie am Boden. Wie Riesenkängurus, nashorngroße Wombats oder massige Megagänse, die alle bald nach der Ankunft der ersten Menschen auf dem Fünften Kontinent ausstarben. Mit dem Verlust der Beute oder deren Überresten verschwanden auch große Fleischfresser. Unklar ist bislang, ob diese Tiere vor allem überjagt wurden, einem Klimawandel zum Opfer fielen oder durch das von Menschen veränderte Feuerregime verdrängt wurden.

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