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News: Nerven für den Höhepunkt

Nur wenige Nervenzellen sorgen für den Höhepunkt: Der "Ejakulationsgenerator" liegt - zumindest bei Ratten - in der Lendenwirbelsäule.
Für Physiologen ist sie schlicht ein Reflex: die Ejakulation. Doch wie dieser Reflex gesteuert wird – und warum er manchmal ausbleibt – ist immer noch nicht vollständig geklärt. Dabei ist dies keine rein akademische Frage, leiden doch schätzungsweise etwa 30 Prozent der Männer zumindest einmal in ihrem Leben unter einer Ejakulationsstörung.

Bekannt ist bisher, dass das Gehirn die Oberaufsicht über den Ejakulationsreflex ausführt. Dennoch sind auch halbseitig gelähmte Männer, bei denen die Verbindung zwischen Gehirn und unterem Rückenmark gestört ist, zu einem Samenerguss in der Lage. Demnach hat auch die Wirbelsäule ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, ob der Höhepunkt erklimmt werden kann oder nicht.

William Truitt und Lique Coolen von der University of Cincinnati hatten bereits im Jahr 2001 hierfür eine bestimmte Gruppe von Neuronen im Verdacht: die lumbalen, spinothalamischen Nervenzellen (LSt) der Lendenwirbelsäule. Jetzt überprüften sie, ob hier tatsächlich der vermutete Ejakulationsgenerator liegt.

Hierzu injizierten die Forscher männlichen Ratten ein Gift, das gezielt die LSt-Zellen lahm legt. Danach setzten die Forscher jedes einzelne Männchen in einen Käfig mit einem Weibchen und warteten ab, was geschah.

Die Männchen zeigten am anderen Geschlecht nach wie vor ein ausgeprägtes Interesse und verhielten sich völlig normal. Und so dauerte es meist nicht lange, bis sich beide Tiere paarten. Doch die Untersuchung der Weibchen danach offenbarte: Zu einem Höhepunkt sind die Männchen nicht gelangt, eine Ejakulation fand nicht statt.

Demnach scheint in den LSt-Zellen tatsächlich der gesuchte Ejakulationsgenerator zu stecken. Andere Wissenschaftler, wie Marcel Waldinger von der University of Utrecht, zeigen sich bereits begeistert von dem Ergebnis. Denn ließen sich die LSt-Zellen durch bestimmte Substanzen aktivieren, dann könnten dadurch Ejakulationsstörungen wesentlich gezielter behandelt werden als das mit den heute üblichen Antidepressiva möglich ist.

Doch Coolen bleibt hier vorsichtig: "Das ist wilde Spekulation." Sie interessiert sich zunächst für die Frage: Welche Aufgabe haben die LSt-Zellen eigentlich bei Frauen?

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