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Allergien bei Babys: Wenn Schwangeren ein Darmbakterium fehlt

Wenn Babys schon in den ersten Lebensmonaten Allergien entwickeln, könnte der Darm der Mutter dahinterstecken: Manchen fehlt offenbar ein schützendes Bakterium.
Weltweit gibt es immer mehr Allergien

Dass die Mikrobengemeinschaft im Darm oft über Krankheit oder Gesundheit entscheidet, zeigt sich immer deutlicher. Nun bringen Forscher das Bakterium Prevotella copri ins Spiel: Es könnte ein ungeborenes Kind vor späteren Allergien schützen. Fehlt es hingegen im Darm der Mutter, scheint das Risiko für Allergien beim Kind zu steigen. Das ergab eine Studie von Wissenschaftlern um Peter Vuillermin von der Deakin University im australischen Geelong.

Ob das Kind einmal selbst das Bakterium im Darm tragen wird, spielte keine Rolle, schreiben sie im Fachmagazin »Nature Communications«. Stattdessen scheinen sich Substanzen, die das Bakterium beim Stoffwechsel herstellt, auf das sich entwickelnde Immunsystem des Kindes auszuwirken. Welche Stoffe das sind, wissen die Forscher nicht. Möglicherweise ist auch nicht das Bakterium selbst verantwortlich – es könnte ebenso sein, dass seine An- oder Abwesenheit und das Allergierisiko von einem dritten, noch unbekannten Faktor gesteuert wird.

Vuillermin und Kollegen untersuchten zunächst knapp über 1000 werdende Mütter auf ihr Mikrobiom und begleiteten dann Mutter und Kind über das erste Lebensjahr. Sie erfassten, welches Kind positiv auf Lebensmittelallergien getestet wurde oder beispielsweise Ekzeme hatte. Es zeigte sich, dass die Kinder jener Mütter, die Prevotella copri im Darm hatten, seltener an Allergien litten. Der statistische Zusammenhang sei beträchtlich, sagen die Forscher; selbst wenn nicht zwangsläufig jedes Kind einer Mutter ohne Prevotella copri Allergien entwickelte und umgekehrt vereinzelt Mütter mit dem Bakterium ein allergiegeplagtes Kind hatten.

Bemerkenswert finden die Forscher, dass sie Prevotella copri bei 80 Prozent ihrer Probandinnen nicht entdecken konnten. Sollte es sich tatsächlich ursächlich auf das Allergierisiko auswirken, könnte es hinter einer Vielzahl von Allergiefällen bei Kleinkindern stecken. Die Forscher stellten zudem fest, dass eine Ernährung, die reich an Fetten und Ballaststoffen war, den Schutzeffekt bei Anwesenheit von Prevotella copri noch steigerte.

Zudem ergab sich: Mütter, die in einem großen Haushalt lebten, trugen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit das Bakterium in ihrem Darm – wenig überraschend, denn wer mit anderen zusammenlebt, tauscht auch Darmbewohner aus, was deren Artenvielfalt erhöht. Schon früher hatten Forscher herausgefunden, dass es vor Allergien schützt, in einem großen Haushalt zu leben.

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