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Hirnforschung: Migräne, ein hartnäckiger Feind

Migräneanfälle sind eine Plage – oft mehrere Tage lang. Wer besonders betroffen ist, was im Gehirn wohl passiert und welche Mittel helfen, zeigt diese Infografik.
Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung.

Pulsierendes Kopfweh, Übelkeit, neurologische Störungen: Migräneanfälle sind mehr als lästig. Sie können hart treffen. Eine Attacke besteht aus mehreren Phasen und dauert bis zu 72 Stunden. Was dabei genau passiert, ist unsicher, aber es gibt zahlreiche Theorien.

Der schmerzhafte Pfad

Die führende Theorie zu Migränekopfschmerzen: Der Hypothalamus stimuliert die Nerven, die mit den Blutgefäßen im Kopf verbunden sind, auch trigeminovaskuläres System genannt. Das wird aktiviert und schickt Signale zurück an den Hypothalamus – die Symptome verfestigen sich.

Rund 15 Prozent …

… der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland haben eindeutig Migräne. Doppelt so viele sind zudem wahrscheinlich betroffen, erfüllen aber nicht alle Kriterien für die Diagnose. 30 Prozent der Migränekopfschmerzen gehen neurologische Störungen voraus.

Migräne mit Aura

Die Ursache für Migräne mit Aura – also Attacken mit Blitzlichtern, Zickzacklinien und schwindender Sehkraft – ist wahrscheinlich eine sich langsam bewegende Welle der Depolarisation, die durch das Gehirn läuft. Auch bekannt als eine sich ausbreitende Depolarisierung des Kortex, kortikale Streudepolarisierung genannt (CSD).

Den Schmerz dämpfen

Mit Medikamenten lässt sich manche Migräne behandeln. Beispielsweise mit Entzündungshemmern, Opioiden und monoklonalen Antikörpern.

Triptane

Drogen auf Tryptamin-Basis gibt es seit den 1990er Jahren. Sie imitieren die Aktivität des Neurotransmitters Serotonin (5-HT) und wirken in der frühen Phase einer Migräneattacke. Sie lindern Schmerzen, indem sie die kranialen Blutgefäße verengen. An 5-HT1D-Rezeptoren blockieren sie Neuropeptide, die Entzündungen auslösen würden.

Monoklonale Antikörper

Diese Mittel lassen sich spritzen. Im Körper beeinflussen sie das Neuropeptid CGRP. Sie binden an CGRP oder dessen Rezeptor. So kann das Peptid die Blutgefäße nicht erweitern, was wiederum die Hirnhäute schützt. Die Antikörper blockieren zudem den Schmerz entlang des Trigeminuspfads.

Botox

Das Neurotoxin Onabotulinumtoxin A oder Botox ist zugelassen, um chronische Migräne zu behandeln. In den Körper gespritzt kann es Attacken bis zu 90 Tage lang verhindern. Indem es ein Protein bricht, wirkt Botox auf den Neurotransmitter Acetylcholin (ACh). Das hindert ACh, Schmerzrezeptoren im Gehirn zu aktivieren.

Pia Bublies, nach: Alistair Macdonald und Denis Mallet; Savage, N.: A stubborn foe. Nature Outlook 586, 2020; nach Headache 58, 2018, Supplement Article: Dodick, D.W.: A phase‐by‐phase review of migraine pathophysiology und GBD Headache Collaborators: Global, regional, and national burden of migraine and tension-type headache, 1990-2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. Lancet Neurology 17, 2018

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