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Bedeutung von Alltagsgesprächen: Smalltalk fördert strategische Zusammenarbeit

Der erste Eindruck zählt. Hielten die Teilnehmer einer Studie ihre Gesprächspartner für extravertiert, kooperierten sie bei strategischen Spielen stärker mit ihnen.
Menschen unterhalten sich auf einer Party
»Durch kurze, scheinbar triviale Interaktionen mit anderen werden wir besser darin, die Persönlichkeit unserer Gesprächspartner einzuschätzen«, schreiben die Studienautoren.

Klassische Smalltalk-Themen sind in aller Regel völlig belanglos. Meist geht es um das Wetter, das vergangene Wochenende oder den zurückliegenden Urlaub. Dennoch sollte man den Einfluss des ersten Eindrucks, der dabei entsteht, nicht unterschätzen. »Probanden, die kurze Smalltalk-Interaktionen mit Fremden führen, entwickeln eine Vorstellung von deren Persönlichkeit, insbesondere in Bezug auf deren Extraversion«, schreiben Neha Bose und Daniel Sgroi von der University of Warwick in der Open-Access-Zeitschrift »PLOS ONE«. Das beeinflusse ihr anschließendes Verhalten in strategischen Spielen.

Etliche Studien haben in der Vergangenheit bereits untersucht, welchen Einfluss die eigene Persönlichkeit auf strategische Entscheidungen hat. Es ist jedoch weniger darüber bekannt, wie der Eindruck, den Menschen von der Persönlichkeit anderer gewinnen, solche Interaktionen beeinflussen kann.

Für ihre Studie baten Bose und Sgroi 168 von insgesamt 338 Probanden, sich vier Minuten lang mit einem anderen Teilnehmer über eine Chat-Software zu unterhalten. Auf diese Weise wollten die beiden Wirtschaftswissenschaftler störende Effekte wie Mimik und Gestik sowie den Einfluss der äußeren Erscheinung ausschließen. Danach sollten die Probanden notieren, welchen Eindruck sie von der Persönlichkeit ihres Gesprächspartners gewonnen hatten. Der Schwerpunkt lag dabei auf den beiden Merkmalen Extraversion und Neurotizismus. Anschließend wurden die Teilnehmer gebeten, zwei strategische Spiele mit ihrem Gesprächspartner zu spielen. Die 170 Probanden der Vergleichsgruppe unterhielten sich vor den Spielen nicht mit ihrem Partner.

Extravertierte Menschen fallen auf

Die Forscher stellten fest, dass es je nach Spiel etwas variierte, wie die im Smalltalk gewonnenen Persönlichkeitseindrücke auf das spätere Spielverhalten einwirkten. In einem Spiel, das sowohl kompetitive als auch kooperative Elemente enthielt, verhielten sich die Teilnehmer kooperativer, wenn sie ihren Partner für extravertiert hielten. Extravertierte Menschen zeichnen sich durch Kontaktfreudigkeit und Geselligkeit aus; Extraversion ist daher in der Regel die am besten erkennbare Eigenschaft in einem kurzen Gespräch. In einem Wettbewerbsspiel, bei dem es darum ging, das Verhalten des Gegners vorherzusagen, hatten die Teilnehmer größere Schwierigkeiten, ihre Gegner auszutricksen, wenn sie das Gefühl hatten, dass sie einander ähnlich sind.

»Unsere Arbeit unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger Smalltalk-Kommunikation, selbst wenn sie nicht relevant oder wichtig erscheint«, schließen die Autoren aus ihrem Experiment. »Durch kurze, scheinbar triviale Interaktionen mit anderen werden wir besser darin, die Persönlichkeit unserer Gesprächspartner einzuschätzen, was wiederum unsere Leistung steigert, wenn wir in Zukunft mit ihnen zu tun haben.« Es handle sich jedoch nur um eine erste Sondierungsstudie unter Laborbedingungen. Weitere Forschung in realen Situationen sei nötig, um genauere Aussagen treffen zu können.

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