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Plastik: So schnell vermüllt ein Strand

Ein Strand auf den Kapverden gehört zu den wichtigsten Nistplätzen von Meeresschildkröten. Deshalb wurde dort Müll entfernt - doch das war nur von kurzer Dauer.
Müll am Praia dos achados

Vom Tourismus unberührte Strände erkennt man heute daran, dass sie vermüllt sind – was wie trauriger Sarkasmus klingt, ist leider ziemlich wahr. Denn abgelegene oder in Naturschutzgebieten liegende Strände sehen heute eher wie Müllkippen aus, an denen sich die Plastikreste der Zivilisation sammeln, während zumindest an Europas Badestränden regelmäßig der Abfall eingesammelt wird. Am Praia dos achados auf den Kapverdischen Inseln findet man keine Touristen, dafür ist dieser Küstenabschnitt einer der wichtigsten Nistplätze der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta): Rund 5000 Tiere haben hier 2017 ihre Eier abgelegt. Um ihnen zu helfen, sammelten Mitarbeiter der beiden kapverdischen Naturschutzorganisationen Biosfera and DNA sowie von SPEA aus Portugal im Sommer 2018 den sich am Strand türmenden Plastikmüll komplett ein.

Doch nur sechs Monate später folgte bei einem erneuten Besuch der Schock: In der relativ kurzen Zeit hatte sich der Strand wieder in eine Müllkippe verwandelt – mit Abfällen, die aus mehr als 25 Ländern stammten, wie eine kurze Bestandsaufnahme der Plastikbecher, -flaschen, -tüten und anderer Zivilisationsreste zeigte. Wind und Strömungen hatten den Müll herangetragen, der entweder absichtlich über Bord vorbeifahrender Schiffe entsorgt worden war oder über Flüsse ins Meer eingeschwemmt wurde. Einen großen Teil der Abfälle machten zudem Fischernetze aus Kunstfasern aus, die für Meerestiere als so genannte Geisternetze besonders gefährlich sind: Sie treiben oft monate- oder jahrelang durch die Ozeane und sammeln Tiere ein, die sich darin verfangen und verenden. Am Strand entdeckten die Ökologen zudem zwei tote Meeresschildkrötenbabys, die sich in einen Plastikkanister verirrt hatten und darin starben. Die Dunkelziffer dürfte jedoch höher sein, weil Möwen und andere Aasfresser sie schon verwertet haben.

Plastikabfälle bedrohen Meeresschildkröten also auch an Land. Im Wasser halten die Tiere vor allem Plastiktüten für Beute – sie ähneln ihrer Lieblingsnahrung Quallen. Eine frühere Studie hat nahegelegt, dass schon geringe Mengen an verschlucktem Plastik die Todesrate der Reptilien erhöht.

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