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Mikrobiom: So viel Schmutz wirbelt ein Baby auf

Krabbelnde Kinder sind sehr niedlich - zumindest für ihre Eltern. Dort unten am Boden wimmelt es allerdings nur so von Keimen. Das zeigt eine Studie mit einem Krabbelroboter.
Krabbelndes Baby

Teppiche sind Schmutzfänger und Keimschleudern erster Klasse – in ihren Fäden, Flusen und Knoten sammelt sich von Hautschuppen und Hausstaubmilben über Blütenpollen bis hin zu Fäkalkeimen alles, was wir direkt oder indirekt eintragen oder was über die Luft herangeweht wird. Sooft wir auch saugen, irgendetwas bleibt immer hängen oder wird rasch wieder abgelagert. Und bei jedem Schritt über die Auslegeware wird einiges davon erneut aufgewirbelt und unter Umständen von uns eingeatmet, was Allergikern durchaus zu schaffen machen kann. Aber wie sieht es mit kleinen Kindern aus, die auf allen vieren unterwegs sind und sich daher mit ihren Atmungsorganen noch viel näher an den Schadstoff- und Keimquellen befinden? Das untersuchten Wissenschaftler und Ingenieure um Tianren Wu von der Purdue University mit Hilfe eines speziell entwickelten Krabbelroboters; ihre Ergebnisse stellten sie in »Environmental Science and Technology« vor.

© Purdue Engineering
Babyboter

Dieses Gerät ließen die Forscher mehrfach über fünf gespendete Teppiche kriechen, die ihnen von typischen Haushalten aus der finnischen Hauptstadt Helsinki gespendet worden waren. Der Roboter verfügte über eine Reihe an Sensoren, die aufgewirbelte Partikel maßen und analysierten – etwa ob sie von einem echten Baby eingeatmet worden wären und wie tief sie in die Lunge hätten eindringen können. Zum Vergleich schickten Wu und Co zudem einen Erwachsenen mit ähnlicher Ausrüstung und Atemfilter ebenfalls 25-mal über verschiedene Teppiche. Die Sensoren waren dabei so leistungsfähig, dass sie jede Sekunde messen konnten, wie viele Aerosole um den Körper des vermeintlichen Babys sowie des Erwachsenen schwebten.

Prinzipiell wirbelte der aufrecht gehende Mensch mehr Aerosole auf als das krabbelnde Kind, was angesichts von Gewichtsunterschied und Dynamik vielleicht erwartbar gewesen ist. Doch im Detail hat das Baby mit mehr Schmutz zu »kämpfen«: Die Konzentration der herumwirbelnden Partikel war rund um den Roboter 20-mal so groß wie um den Erwachsenen. »Die Kinder erzeugen wirklich eine Art Wolke aus Keimen und anderen Stoffen, in der sie sich bewegen«, so der an der Studie beteiligte Brandon Boor von der Purdue University. Letztlich nehmen sie immerhin viermal so viele Partikel auf wie jemand, der den Kopf schon bewegungstechnisch höher trägt. In nur einer Minute atmet ein Krabbelkind dadurch 1000 bis 10 000 Aerosole ein, wobei die Mehrzahl davon kleiner als sechs Mikrometer ist und sich in den unteren Atemwegsbereichen ablagert.

Große Sorgen müssen sich Eltern deshalb aber dennoch nicht machen, solange sie nicht rauchen (was ohnehin schädlich fürs Kind wäre) oder an einer viel befahrenen Straße wohnen. »Viele Studien haben gezeigt, dass die frühe Exposition von Kindern zu potenziellen Allergenen wie Blütenpollen und Tierhaaren oder Mikroben letztlich das Immunsystem stärkt und späterem Asthma oder Allergien vorbeugen kann«, so Boor. Zu viel Hygiene hingegen kann die Entwicklung von Allergien begünstigen. Wer dennoch weniger Staub im Haus möchte, sollte seinen Teppich durch Fliesen, Parkett oder Laminat ersetzen – und öfter feucht durchwischen.

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