Direkt zum Inhalt

Meeressäuger: Toter Wal im Wald lässt Wissenschaftler rätseln

In Amazonien liegt ein verendeter Buckelwal an ungewöhnlicher Stelle. Er ist aber nicht der erste Meeressäuger, der sich im riesigen Amazonas verschwimmt.
Toter Buckelwal (Symbolbild)

Als Erste entdeckten ihn (natürlich) die Geier. Dann wurde die ortsansässige Bevölkerung aufmerksamen, die schließlich letzten Freitag (22.02.2019) Wissenschaftler der Nichtregierungsorganisation Bicho D'agua Institute informierte. Doch auch diese können sich bislang nicht erklären, wie der Kadaver eines acht bis zehn Meter langen Buckelwals mitten hinein in einen dichten Mangrovenwald gelangen konnte – mehr als 15 Meter von der Küste entfernt. Wahrscheinlich sei das Tier schon tot gewesen, bevor es in den Mangroven hängen blieb, schreiben die Biologen auf ihrer Facebook-Seite. Es handle sich um ein etwa zwölf Monate altes Kalb, das in die Mangroven auf der Insel Marajo im Amazonasdelta geschwemmt wurde. Unklar sei allerdings, wie es so tief in den Wald treiben konnte: Dafür komme nur eine besonders starke Flut in Frage, die den Wal besonders weit landeinwärts geschleudert hat. Wie ungewöhnlich der Fundort ist, zeigt auch, dass die Wissenschaftler erst im zweiten Versuch dorthin vordrangen.

Ebenfalls rätselhaft ist noch, warum das Tier zu dieser Jahreszeit den Mündungsbereich des Amazonas aufgesucht hat: Im Winter strömt besonders viel Süßwasser zum Atlantik, weswegen Wale den Bereich dann meiden. Sie kehren normalerweise im Sommer in die Region zurück, wenn der Amazonas weniger stark fließt, so dass zumindest während der Flut auch Salzwasser ins Delta dringt. Eventuell habe das Kalb seine Mutter während der jährlichen Wanderung der Tiere vor der Küste verloren und sich dann verirrt.

http://www.youtube.com/watch?v=oI6iqkTerjY
© Bicho D’agua
Toter Buckelwal

Es kommt gelegentlich vor, dass Wale den Amazonas weit hinaufschwimmen. Im Jahr 2007 etwa gelangte ein Zwergwal bis nach Santarem – die Stadt liegt 1600 Kilometer stromaufwärts vom Atlantik. Das Tier strandete letztlich auf einer Sandbank, wo Einheimische es mit Wasser feucht hielten. Der Wal konnte sich dann zwar befreien, starb Medienberichten zufolge allerdings später. Bullenhaie wurden sogar schon bei Iquitos nachgewiesen, mehr als 4000 Kilometer landeinwärts. Im Amazonas selbst leben zwei Arten von Flussdelfinen. Beim toten Buckelwal sollen nun Gewebeproben helfen, die Todesursache zu ermitteln.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.