Direkt zum Inhalt

Vereinte Nationen: Plastikabkommen soll bei nächstem Treffen ausgearbeitet werden

Die Konferenzteilnehmer haben sich auf einen Minimalkompromiss geeinigt. Kritiker sehen die Erdölproduzenten und die Plastiklobby als größte Bremser.
Eine Mülldeponie aus der Luft
In Ländern mit unzureichender Entsorgungsinfrastruktur wird der Müll oftmals in die Landschaft oder das Meer verklappt. Doch selbst offiziell eingerichtete Deponien können Quellen für die Verschmutzung mit Plastik sein.

Die Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen endeten mit einem Minimalkompromiss: Rund 170 Länder haben sich in Paris darauf geeinigt, bis zur nächsten Konferenz in Kenia Ende 2023 einen rechtsverbindlichen Entwurf für das Abkommen vorzulegen. Dieser Entwurf soll dann die Grundlage für das erste globale Abkommen zur Eindämmung der Plastikverschmutzung sein.

Laut einer Studie der OECD könnte sich die Menge an Plastikmüll bis ins Jahr 2060 schlimmstenfalls verdreifachen. Über 460 Millionen Tonnen Kunststoffe werden bereits jetzt Jahr für Jahr hergestellt. Ein Viertel davon landet im Müll, weniger als zehn Prozent werden recycelt. (Mehr dazu auf Spektrum.de: »Was beim Plastikabkommen auf dem Spiel steht«).

Die Veranstalter der Verhandlungen begrüßen den erzielten Fortschritt. Die Exekutivsekretärin des Intergovernmental Negotiating Committee (INC) on Plastic Pollution, Jyoti Mathur-Filipp, lobte die Teilnehmer für die Erarbeitung eines »Null-Entwurfs« und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Verhandlungssitzungen. Es wird erwartet, dass der nächste Verhandlungsabschnitt im November in Nairobi stattfinden wird.

Der Begriff »Null-Entwurf« bezieht sich auf einen vorläufigen Textentwurf, der die verschiedenen Standpunkte der beteiligten Länder widerspiegelt. Dieser Entwurf bildet die Grundlage für weitere Diskussionen und Verhandlungen. Er wird erarbeitet, um bei der nächsten Verhandlungsrunde als Ausgangspunkt für weitere Fortschritte zu dienen. Der Null-Entwurf ermöglicht es den Ländern, ihre Positionen zu überprüfen, Kompromisse zu finden und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.

Die Kritiker des Abkommens sehen den erzielten Kompromiss als unzureichend an. Greenpeace warf bestimmten Ländern und der petrochemischen Industrie vor, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben. Besonders Saudi-Arabien, China und die USA hätten alles darangesetzt, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben, sagte die Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace, Viola Wohlgemuth, der Deutschen Presse-Agentur. »Die Zeit läuft ab, und die Verhandlungen dieser Woche haben gezeigt, dass die Öl produzierenden Länder und die Industrie für fossile Brennstoffe alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um das Abkommen zu schwächen und den Prozess zu verzögern«, sagt Graham Forbes, Leiter der globalen Plastikkampagne von Greenpeace USA in einem Statement.

Die Verhandlungen sollen dazu führen, dass bis 2024 eine Konvention erarbeitet wird, die verbindliche Regeln und Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Plastik festlegt. Dieses Abkommen wird weiterhin von Umweltschützern, Wissenschaftlern und Gewerkschaften unterstützt, die eine starke Vereinbarung fordern, um der wachsenden Plastikverschmutzung entgegenzuwirken.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.