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Schwarzbrauen-Mausdrossling: Nach mehr als 170 Jahren wiederentdeckt

Als der Vogel das letzte Mal gesehen wurde, hatte Darwin noch nicht einmal seine Evolutionstheorie publiziert. Der Fund zeigt, wie schlecht Indonesiens Regenwälder erforscht sind.
Schwarzbrauen-Mausdrossling

Irgendwann in den 1840er Jahren sammelte der deutsche Naturforscher Carl Schwaner einen grau-braun-schwarzen Vogel während einer Expedition im damaligen Ostindien. 1850 beschrieb ihn der französische Ornithologe Charles Lucien Bonaparte als Schwarzbrauen-Mausdrossling (Malacocincla perspicillata) und packte ihn dann in eine Museumssammlung. Danach wurde der Vogel in der Natur nicht mehr gesehen. Bis ihn jetzt die beiden indonesischen Dorfbewohner Muhammad Suranto und Muhammad Rizky Fauzan in der Provinz Südkalimantan fingen, fotografierten und ihren Fund an lokale Vogelbeobachtungsgruppen meldeten, weil sie die Art nicht kannten. Der Ornithologe Panji Gusti Akbar beschreibt diese Wiederentdeckung im Magazin »Birding Asia«.

Jahrzehntelang war sogar unklar, woher der Vogel ursprünglich kam; viele Ornithologen vermuteten, dass die Art aus Java stammte. 1895 wies der Schweizer Ornithologe Johann Büttikofer darauf hin, dass Schwaner zur Zeit seines Fangs auf Borneo weilte. Der neue Fund bestätigt endlich, dass die Art dort vorkommt. Zudem zeigt er, dass die Tiere etwas anders aussehen, als das Museumsexemplar andeutet: Die Farbe der Iris, des Schnabels und der Füße war in der Sammlung verblasst beziehungsweise ein falsch gefärbtes Glasauge eingesetzt worden.

»Es ernüchtert etwas, wenn man daran denkt, dass Charles Darwin seine ›Entstehung der Arten‹ noch nicht publiziert hatte und die Wandertaube immer noch der häufigste Vogel der Welt war, als der Schwarzbrauen-Mausdrossling das erste und letzte Mal gesehen wurde«, sagt Ding Li Yong von BirdLife Asia. Allerdings muss die Art als bedroht gelten, da auch in diesem Teil Borneos großflächig Regenwälder für Ölpalmplantagen abgeholzt werden.

Der Fund zeigt zudem, wie schlecht die Vogelwelt des indonesischen Archipels erforscht ist. Viele Gebiete wurden noch nicht systematisch untersucht. Das belegt auch eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2020, in der gleich mehrere neue Arten von verschiedenen Eilanden Indonesiens beschrieben wurden. »Es ist erstaunlich, dass uns eine der bemerkenswertesten zoologischen Entdeckungen Indonesiens oder sogar Asiens gelang, obwohl wir uns wegen der Corona-Einschränkungen überwiegend nur online abstimmen konnten«, sagt Koautor Teguh Willy Nugroho vom Sebangau National Park in Kalimantan. Sobald es die Bedingungen zulassen, wollen die Wissenschaftler die Region besuchen, um mehr über die Art zu erfahren.

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