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Rätselhafter Komet: Warum 'Oumuamua wie eine Zigarre aussieht

2017 zischte ein kosmischer Bote durchs Sonnensystem - und gab dabei eine höchst ungewöhnliche Gestalt ab. Nun präsentieren Wissenschaftler eine Erklärung.
Der interstellare Besucher 1I/'Oumuamua (künstlerische Darstellung)

Eines der vielen Rätseln rund um den interstellaren Kometen 'Oumuamua betrifft seine Form: Warum hat der Besucher von einem anderen Stern, der 2017 durchs innere Sonnensystem raste, die Form einer Zigarre? Zwei russische Astrophysiker präsentieren nun eine mögliche Erklärung für diese populäre Interpretation der Messdaten: 'Oumuamua könnte einst von der Form her einer Kartoffel geähnelt haben, reiste dann jedoch zwischen 20 Millionen und zwei Milliarden Jahren durch den interstellaren Raum, mit einer Geschwindigkeit von rasanten 50 Kilometern in der Sekunde. Dadurch seien immer wieder Staubkörner mit dem Kometen kollidiert, was mit der Zeit die Oberfläche stark abgeschliffen habe.

Und da 'Oumuamua zu rotieren scheint, habe dieser Abrieb möglicherweise Material von allen Seiten gleichmäßig entfernt, schreiben Dmitrii E. Vavilov und Yurii D. Medvedev vom Institute of Applied Astronomy der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg in ihrem noch nicht von Gutachtern geprüften Online-Aufsatz. Damit hätte sich das Längen-Breiten-Verhältnis stark verändert. Aus einem 500 x 300 x 300 Meter großen Himmelskörper wäre durch gleichmäßigen Abrieb von 250 Metern ein Objekt der Größe 250 x 50 x 50 Meter geworden. Damit hätte sich das Längen-Breiten-Verhältnis von 5:3 (Kartoffel) zu 5:1 (Zigarre) verändert, erläutern Vavilov und Medvedev.

Das gilt zumindest für den Fall, dass 'Oumuamuas Rotationsachse mehr oder weniger parallel zur Flugrichtung ausgerichtet ist. Denkbar ist aber auch der Fall, dass der Himmelskörper senkrecht zur Bewegungsrichtung rotiert. In diesem Fall wäre aus der einstigen Kartoffel eher ein Pfannkuchen geworden, was ebenfalls zur beobachteten Helligkeitskurve des interstellaren Besuchers passt (in diesem Fall wäre die weit verbreitete künstlerische Darstellung des Kometen falsch).

Laut den Berechnungen der Forscher könnte einerseits der Beschuss vagabundierender Staubkörner im sonst fast leeren interstellaren Medium einen starken Abrieb der Oberfläche hervorrufen. Denkbar sei aber auch, dass 'Oumuamua irgendwann durch eine dichte Staub- und Gaswolke geflogen ist, in der deutlich mehr Partikel an seiner Oberfläche gekratzt haben. Sollte solch ein Beschuss mit Staubkörnern im interstellaren All üblich sein, würde das den Autoren zufolge erklären helfen, wieso wir nicht häufiger auf Objekte wie 'Oumuamua stoßen: Kleinere Asteroiden und Kometen mit Durchmessern unter 100 Metern würden im Lauf der Äonen zerrieben, wenn sie ihr Sonnensystem verlassen.

Der Artikel wurde nachträglich um einen Absatz ergänzt, der eine weitere Interpretation aus dem Paper aufgreift: 'Oumuamua könnte auch die Form eines Pfannkuchens haben.

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