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Sommerloch heute: Windelinhalt wächst in den ersten Wochen

Mit Hilfe von Baby-Stuhlgang konnten kanadische Forscher die bis dato nur ärgerlich lückenhaft bekannte bakterielle Besiedlungsgeschichte menschlicher Enddärme rekonstruieren.
"Der Darm eines Kleinkinds ist ein aufregender, sich stürmisch entwickelnder Ort"
(Chana Palmer)
Die Forscher hatten zu diesem Zweck die natürliche Darm-Diversität gutartiger Bakterien in 14 neugeborenen kalifornischen Probanden anhand von jeweils rund 26 Stuhlproben untersucht, die sie von der allerersten Enddarmtätigkeit an über einen Zeitraum von einigen Tage hinweg gesammelt hatten. Wie sich zeigte, wächst der Artenreichtum im Bakterienparadies Baby-Aa nach einem zunächst fast keimfreien Beginn individuell stark unterschiedlich schnell an.

Wenige Kandidaten, notieren Chana Palmer und ihre Kollegen der Canary-Stiftung, hatten schon nach 24 Stunden die typisch reichhaltige Fauna ausgebildet, zu der vor allem Spezies der Gattungen Bacteroides, Eubacteriales, Clostridium, Ruminococcus und Faecalibacterium zählen, zudem auch wenige Pilze sowie Archaen. Die genaue Bestimmung gelang den Forschern mit Hilfe einer verbesserten Mikroarray-Methode, welche die ribosomale RNA der verschiedenen Keime erkennt. Als bakterielle Spätentwickler zeigte sich dagegen das Zwillingspaar im Test: Sie konnten erst nach einer vollen Woche mit der gesamten natürlichen Kot-Keimpalette protzen.

Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Dies mag daran liegen, dass die Zwillinge als einzige Babys im Test per geplantem Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren, spekuliert Palmers Team, weswegen keinerlei Kontakt mit der mütterlichen Bakterienflora erfolgte. Anhand des Zwillingsstuhls ermittelten die Forscher zudem, dass Verwandtschaft und Gene offenbar einen gewissen Einfluss auf die Darmflora haben: Die Bakterienkolonien der Zwillinge waren sich änhlicher als jene von unverwandten Babys und auch als die Darmflora ihrer Mutter. Insgesamt, schlussfolgert Palmer, sei der Kleinkind-Darm "ein aufregender, sich stürmisch entwickelnder Ort." (jo)

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