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»Chemie und Science Fiction«: Chemie mit Wollust – auch für Trekkies

Salzwesen, Silber als Blut, Aliens aus Silizium, Wesen, die Wasserstoff atmen, oder der Earl-Grey-Tee eines Raumschiff-Captains: Der Autor erklärt, was chemisch möglich ist. Eine Rezension
Warp-Sprung

Hätte das Buch nur den Titel, den es verdient. Denn es geht nicht nebulös um irgendwelche Chemie in der Zukunft. Der Professor für technische Thermodynamik Karsten Müller analysiert konkret die Chemie, die den Zuschauern in den Episoden der Raumschiffserie »Star Trek« begegnet. Von den ersten Folgen mit Captain Pike über Kirk aus Raumschiff Enterprise bis zu Picard und Janeway: Müller analysiert mit detektivischem und chemischem Scharfsinn den Sinn oder Unsinn von Salzwesen, Latinum oder raumschiffzerstörenden Bomben.

Wie eine Chemiestunde – nur unterhaltsamer

»Latinum hält länger als Wollust«, ist eine der vielen »Erwerbsregeln« der Ferengi, einer Alienspezies in der Star-Trek-Serie. Ihr Lebenszweck dreht sich um den Handel, den profitablen natürlich. Müller versucht aus wenigen Hinweisen herauszufinden, was sich hinter diesem sehr wertvollen Material der Zukunft verbirgt, und sammelt über verschiedene Folgen verteilte Informationen zusammen.

Man muss allerdings kein Fan der Raumschiffserie sein, kein »Trekkie«, wie es heißt. Man muss die Serien nicht einmal kennen. Denn der Autor schildert immer die jeweilige Szene und zeigt, wie er als Chemiker überlegt, ob das Gezeigte möglich ist. Es ist wie eine Chemiestunde – nur unterhaltsamer. Denn Fragen wie »Können Wesen existieren, die Wasserstoff atmen? Wie viel Wasserstoff schwirrt im All umher? Wie wäre ein Leben, das nicht auf Kohlenstoff basiert?« beantwortet er so verständlich, dass auch Laien es verstehen.

Mal verleiten die Siliziumwesen in der Folge »Horta rettet ihre Kinder« Müller dazu, die Idee weiterzuspinnen, ob es vielleicht ein Leben auf Basis von Germanium geben könnte. Geschickt, verständlich und amüsant schildert er grundsätzliche chemische Gedanken, die auch jenseits der Raumschiffserie wichtig sind. Es macht großen Spaß zu sehen, wie der Autor aus spärlichen Angaben versucht herauszufinden, worum es sich bei bestimmten beschriebenen Stoffen handeln könnte.

Auch die Spezies Borg, die andere Lebewesen in ein Kollektiv zwangsintegrieren, liefert eine spannende chemische Aufgabe für Müller. Sie streben nach dem Supermolekül, dem Omega-Molekül. Eine Verbindung in absoluter Perfektion bei größter Komplexität. In der Folge »Die Omega-Direktive« erfahren die Zuschauer, dass selbst die Sternenföderation an diesem Molekül forscht, das eine unerschöpfliche Energiequelle bieten soll. Was für eine Chemikalie ist dieses Omega-Molekül? Wie kann ein einzelnes Molekül so viel Energie wie ein Warp-Kern enthalten? Könnte es mit den Fullerenen, kugelförmigen Molekülen aus Kohlenstoff, zusammenhängen? Nicht alle Fragen kann Müller beantworten. »Die heutige Wissenschaft und Technik vermag dafür jedenfalls noch keine Erklärung zu geben.« Auch den Tee von Picard – es ist immer Earl Grey – packt der Autor mit in sein Buch. Er wirft noch einen Zuckerwürfel mit hinein und schildert, wie sich die Moleküle im heißen Tee verteilen. Im Gegensatz zu den übrigen chemischen Unterhaltungen ist das ein entspannend einfacher Vorgang.

Ein bisschen Chemie sollte man schon mögen, wenn man sich das Buch kauft. Dennoch spricht es fast alle Interessierten an, und Trekkies sowieso – man muss kein Fan der Raumschiffserie sein, um mit dem allergrößten Vergnügen der Spurensuche des Autors zu folgen.

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