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Ein Hoch auf Fehler

Ein Bilderbuch verdeutlicht, welche wichtigen Entdeckungen auf Versehen beruhen.

Wer gibt schon gerne zu, dass er mit einer Annahme Unrecht hatte oder einen Fehler gemacht hat? In unserer Gesellschaft ist wenig Platz für Scheitern. Das zeigt sich auch in aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, bei denen Experimente, in denen ein gesuchter Effekt nicht gefunden wurde, weniger attraktiv erscheinen und seltener publiziert werden. Doch Scheitern gehört nicht nur dazu – es ist sogar wichtig. Das verdeutlicht dieses Kinderbuch.

Auf jeder Doppelseite lernt man chronologisch geordnet ein »Missgeschick mit Folgen!« oder einen Fehler oder Fehltritt mit Folgen kennen. Die Doppelseiten sind jeweils ähnlich aufgebaut. Mit kurzen Texten und bunten Illustrationen vermitteln Soledad Romero Mariño und Montse Galbany zum Beispiel, wie Wilhelm Röntgen die Röntgenstrahlung oder Alexander Fleming das Penizillin entdeckten. Letzterer hatte schlicht und einfach vergessen, das Fenster im Labor während seines Urlaubs zu schließen. Millionen Menschen verdanken diesem Versehen ihr Leben. Auch auf Radiergummis, Kaffee oder Batterien müssten wir ohne solche zufälligen Entdeckungen verzichten.

Leider ist nirgends im Buch ersichtlich, welche Altersgruppe das Buch eigentlich ansprechen soll. Nur auf der Seite des Verlags entdeckt man, dass es für Kinder ab sechs Jahren gedacht ist. Mitunter erscheint es mit Erfindungen wie Kaffee und Champagner und Begriffen wie »Barium-Platin-Cyanid« oder »Infizierte Schrapnellwunden« wenig kindgerecht. Dabei hätte man durchaus auch für Kinder verständlich erklären können, dass der Mediziner Fleming etwa nach einem Heilmittel forschte, um den Tod von verletzten Soldaten zu verhindern, deren Wunden sich oft infizierten.

Die Angst vor Fehlern nehmen

Wie die Autorinnen zu Beginn betonen, soll das Buch eine »illustrierte Chronik genialer Irrtümer, denen wir fantastische Entdeckungen zu verdanken haben« sein. Es feiert, dass zum Wissenserwerb nicht nur Rückschläge und Falschannahmen gehören, sondern dass sie einen auch weiterbringen. Vorausgesetzt, man zieht die richtigen Schlussfolgerungen und ist nachsichtig mit sich selbst. Schließlich hätte Fleming die mit Schimmel übersäten, verunreinigten Laborproben auch einfach wütend wegwerfen können. So kann das Buch Kindern und Erwachsenen die Angst davor nehmen, selbst Fehler zu machen.

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